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Die Palöczen sind im Allgemeinen ein mittelgroßer, breitschultriger, in Arbeit
abgehärteter Schlag. An manchen Orten kommen zwar unter ihnen auch zahlreiche hoch
und schlank gewachsene Leute vor, so im oberen Theil des Heveser Comitats und unter
den Borsoder Matyös, doch gibt es dagegen Orts chaften, wo entschieden der niedrige,
untersetzte Wuchs vorherrscht. Die Frauen sind voll von Gestalt, die Männer von
strammer, militärischer Haltung, wobei auch etwas Selbstgefälligkeit mitspielt. Zum
Fettwerden neigen sie nicht, höchstens die Alten, und auch unter diesen mehr die Frauen.
Das mehr runde als längliche Gesicht ist gesund gefärbt und sonnengebräunt, die Stirn
frei, die sprechenden Augen blau oder braun, selten schwarz, Nase und Mund von regel-
mäßigem Schnitt, der Gesichtsansdrnck recht intelligent. Die Frauen sind hübsch und
gewinnend, jedoch im Allgemeinen nicht schön zu nennen. Ihr Haar ist meist braun oder
schwarz. Blondes Haar ist nur bei den Kindern häufiger, wird aber durch das Schmieren
mit Fett oder Schmeer schließlich braun, und dies ist vielleicht der Grund, warum man
unter den Erwachsenen wenig Blonde findet. Die Franen stecken ihr Haar als Wulst auf,
die heiratsfähigen Mädchen aber lassen es als langen Zopf geflochten hinten herabhängen.
Ehedem ließen sich auch die Männer Locken wachsen, die in der Mitte gescheitelt bis auf
die Schultern niederfielen; einige steckten sie auch noch mit einem Kamm fest und ließen
sie in der Ohrgegend als dreitheiligen geflochten herabhängen. Die jetzige Haar-
tracht ist das Knrzgefchorne und seitlich Abgetheilte. Die Männer tragen Schnurrbärte, der
Bart ist rasirt, denn der „taugt nur für einen Juden". In alter Zeit rasirten sie ihn nicht,
sondern rissen ihn Haar um Haar mit der Wurzel aus. Bei den Barkös war dies sogar
noch zu Beginn dieses Jahrhunderts Sitte.
Ihre Kleidung ist reinlich, hübsch und geschmackvoll. Die Männer tragen sich
einfach, die Frauen aber geputzt, prachtliebend und so bunt, daß an einem solchen Anzug
alle möglichen schreienden Farben beisammen sind. Die Männer tragen meistens weiß-
gestickte Hemden mit weiten Manschettenärmeln. Die Zeichnung und Farbe der Stickerei
war einst ein Unterscheidungszeichen der Familien. Früher trug man die Hemden knrz,
so daß sie den Rumpf ringsum etwa handbreit bloß ließen. Die Matyö-Bnrfchen tragen
an Festtagen lieber das reich und bunt gestickte Hemd aus feiner Leinwand mit offen
flatternden Ärmeln. Ihre Gatya (Leinenhose) ist kurz, weit und faltig; zu mancher werden
10 bis 12 Ellen Leinwand verwendet. Über dem Hemde tragen sie eine dunkelblaue oder
schwarze, mit glänzenden Metallknöpfen besetzte Weste. Für Feiertage ist an vielen Orten
auch die gleichfarbige, verschnürte ungarische Hose gebräuchlich, zu der ein anliegender
kurzer Rock oder ein mit schwarzem Lammfell (auch Felluachahmuiig) verbrämtes und
verschnürtes Wamms (nein tel ki — es langt nicht) gehört. Im Winter kommt ein bunt
verzierter Szür (Grobtuchmantel), eine bis auf den Boden reichende Buuda (Schafpelz)
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch