Seite - 188 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (6), Band 21
Bild der Seite - 188 -
Text der Seite - 188 -
186
gestampften Herd, eine Bank nnd ein Legbrett für Töpfe. An den Wänden hängt das
Kochgeschirr.
Rechts und links vom Flur offnen sich zwei Thüren, die eine nach dem „Gassen-
Haufe" (Vorderstube), die andere nach der „Kammer". Beide Räume werden sehr rein
gehalten.
Das „Haus" (Stube) ist tagüber Wohnzimmer der Familie, Nachts Schlafraum
der Männer. Der Fußboden ist nicht gedielt, oben ist eine Balkendecke, die Wände sind
geweißt. Es hat zwei Fenster nach der Straße und eines nach dem Hofe. In der Ecke
zwischen dem einen Gassen- und dem Hoffenster steht der Schnbladentisch aus Ahorn oder
Kirschholz, und um ihn her längs der Wand die auf Klötzen ruhende, eichene Bank, die in
neuerer Zeit durch eine mit Armlehnen versehene und an der Rücklehne verzierte Bank
verdrängt wird. Ein paar Sessel, zuweilennoch ein Schrank (almüriom, lateinisch almanum)
für Glasgeschirr neben der Thür, und im Winter der Webstuhl vervollständigen die ein-
fache Einrichtung. Oft steht zwischen den beiden Gassenfenstern ein Schubladkasten und in
der Ecke gegenüber dem Tische ein mit Blumen bemaltes „Bett mit Knöpfen", das fast
bis zu den Deckbalken hinan mit verziertem Bettzeug angefüllt ist. An der Wand hängen
dicht bei einander Heiligenbilder in buntem Farbendruck, das Schüsselgestell voll bunter
Teller und Krüge, der Weihbrnnnen, ein Spiegel im Rahmen, die Kuckucksuhr und da-
zwischen mitunter farbige Papierrosen. Die Lücken über dem Hauptbalken, der die Quer-
balken stützt, dienen zur Aufbewahrung von kleineren Gegenständen. Über dem Tisch hängt
eine Petroleumlampe; früher brannte man selbstgezogene Talglichte oder eine Öllampe, die
das „arme Ding" (s?eßenxke) hieß, ja die Ärmeren zündeten Kienspäne an, die auf der
Bank des von innen heizbaren Ofens gespalten wurden. In der inneren Ecke neben der
Thür bläht sich der bauchige, weißgetünchte, von außen heizbare Ofen (düdos), an den
neuerdings auch ein besonderer Sparherd angebant wird, um im Winter durch das Kochen
zugleich die Stnbe zu heizen. In älteren Häusern hatte man die oben flachen „Schlot-
ösen", die von innen geheizt wurden. Ihr Rauch stieg durch einen über dem Heizloch an-
gebrachten Schlot in den Bodenraum empor, damit aber ein etwa mit aufsteigender Funke
nicht Gefahr bringe, war auf dem Dachboden die Schlotmündnng mit einem düten-
sörmigen „Ofchen" als Funkenfänger überbaut. Durch eine Seitenöffnung desselben
entwich der Rauch in den Bodenraum, und von da ins Freie, wie er gerade eine Ritze
fand, denn einen Rauchfang hatte das Palöczenhans früher nicht.
Die andere Thüre des Flurs geht in die „Kammer". Diese ist die Speise- nnd
Kleiderkammer der Familie und zugleich Schlafkammer der Frauen und Kinder. Wo es
wegen der noch jetzt nicht seltenen „Hausgemeinschaft" viele junge Frauen gibt, da kommt
ans jede Ecke der Kammer ein Bett, das in einigen Gemeinden des Hevefer Comitats
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch