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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (6), Band 21
Seite - 190 -
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188 (Derecske, Balla, Bodon) mit einem 25 bis 30 Meter langen, über Haselstöcken gefältelten „Gelsengarn" zeltartig umgeben ist. Außer den Betten stehen da „Tulpentruhen", Schub- ladkästen für Kleider, Wiegen, Tröge, Knetgestelle, die Mehlkiste u. s. f. Das Licht erhält dieser Raum durch ein einziges viereckiges Fensterchen, das früher nicht verglast, sondern nur durch ein Ruthen- oder Strohgeflecht verschlossen war. Geheizt wird er noch jetzt nicht und die Frauen wärmen sich im Winter ihre Betten mit Steinen oder flachgeschnitzten „Eichenplanken", die auf dem Ofen erwärmt werden. An die Kammer stößt der Stall, der einen eigenen Eingang hat; diesem gegenüber steht aus der anderen Seite des Hofes der Schweinestall, am inneren Ende des Hofes die Scheuer, ein Strohdach auf hölzernen oder steinernen Pfosten, und dahinter am Ende des Hofes ein kleiner Gemüse- oder Obstgarten. Das Familienleben ist vielfach noch jetzt das alte, patriarchalische. Wenn der Palöczenbursche heiratet, nimmt er sein Weibchen in das Heim seiner Eltern mit. Und in Folge dieser Sitte verbringt so mancher palöczische Vater sein Leben mit drei oder vier verheirateten Söhnen und deren Kindern unter einem Dache, bei gemeinsamem Haushalten und Wirthschaften. An der Spitze der Familie stehen der Hauswirth und die Hauswirthin. Diese beiden Stellungen gebühren den beiden ältesten Personen beiderlei Geschlechtes in der Familie, deren Mitglieder ihnen unbedingten Respect entgegen zu bringen haben. Der Hauswirth ist Herr des Hausgesindes, Hüter des Vermögens und Anordner der landwirthschaftlichen Arbeit. Die Hauswirthin leitet den Haushalt; sie backt und kocht, die übrigen Frauen helfen ihr höchstens beim Brotbacken. In das Kochen hat keine dreinzureden; daher lernen auch die meisten Palöezensrauen erst in vorgerückteren Jahren kochen. Die jüngeren weiblichen Mitglieder der Familie spinnen, weben, nähen, waschen oder helfen bei der leichteren Feldarbeit. Wird das friedliche Zusammenleben der mit Familie gesegneten Geschwister durch etwas gestört, so kommt es zur Trennung. Das Vermögen wird ausgetheilt und es wird durch „Pfeilziehen" (Losziehen) bestimmt, welcher Theil jedem zufallen soll. Die Nahrung ist ausgiebig. Geflügel wird nicht nur für den Verkauf, sondern auch für den eigenen Haushalt gezüchtet. In wenigen Gegenden sieht man so viel Gänse, wie bei den Palöczen. Und im Winter stehen gewiß ein paar Mastschweine im Koben. Die Mahlzeiten sind gemeinschaftlich. Die Männer sitzen um den Tisch, die Franen stehen hinter ihren Männern, und so löffeln alle aus der gemeinsamen großen Schüssel. Der Ehrenplatz ist die Ecke neben dem Tische; dort sitzt der Hauswirth, dort wird auch ein etwaiger Gast von Belang hingesetzt. Nach Väterbrauch thut der Hauswirth den ersten Schluck aus der Branntwein- oder Weinflasche und reicht sie erst dann dem Gaste mit den Worten: „Ich geb's in Ehren", worauf der Gast erwidert: „Ich danke, ich nehm's
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (6), Band 21
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (6)
Band
21
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1900
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.25 x 21.79 cm
Seiten
500
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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