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I. Sieh, dort kommt ein Zug von Sonnenuntergang,
Nicht umsonst kommt dieser Zug da, mir wird bang.
Weit zurück bläst Wind den Rauch, von Ort zu Ort,
Weit, gar weit der arme Bursch muß mit ihm fort.
Sieh, ein Vogel kommt von Sonnenuntergang,
Nicht umsonst kommt dieser Vogel, mir wird bang.
Weit zurück bläst Wind die Federn ihm, ja weit,
Gott ist gut, gibt schönem Burschen schöne Maid.
Sieh dort kommt ein Stern von Sonnenuntergang,
Nicht umsonst kommt dieser Stern da, mir wird bang.
Nähm' er doch mit sich, was mir das Herz bedrückt.
Blieb' ich doch allein mit Ihr, die mich beglückt!
(Paräd.)
II. Flügel, Flügel, Flügel hat das Täubchen,
Besser hat's das Mädel als das Weibchen,
Denn das Mädel weiß von keinen Sorgen,
Doch die Frau sorgt gestern, heut und morgen.
Flügel, Flügel, Flügel hat der Puter,
Herzweh hat gar manche gute Mutter,
Gar viel gute Mütter weinen Thränen,
Denn Soldaten werden aus den Söhnen.
Flügel, Flügel, Flügel hat das Hähnchen.
Herzweh hat gar manches brave Söhnchen,
Herzweh muß manch braver Sohn verspüren,
Wenn er die Bakantschen sich muß schnüren.
Flügel, Flügel, im Kasernenflügel
Steh'n die braven Burschen, Pferd am Zügel,
Seh' dort meinen Liebsten auch so stehen,
Durch's Kasernenfenster nach mir spähen.
Flügel, Flügel hat die Gans zu Paaren,
Kein Paar haben ungarische Husaren,
Drum wagt keiner, will er es nicht büßen,
Ungarische Husaren nicht zu grüßen.
(Apätfalva.)
Männer und Frauen sind in gleichem Maße fleißig und arbeitskräftig. Sie sind
meist Ackerbauer. Die Ärmeren hacken im Winter Klafterholz und leben davon; hie und
da treiben sie Hausgewerbe, binden Besen, flechten „Simperl", verfertigen Strohmatratzen
und schnitzen Holzgeräth. Im Frühjahr und Sommer gehen sie schaarenweise nach den
verschiedensten Gegenden des Landes zu Ernte- und Erdarbeit. Ihre Sitten sind rein, sie
halten auf Ehre. Überhaupt sind sie ein stolzes, selbstbewußtes Volk. Gegen den Fremden
verschlossen und mißtrauisch, öffnen sie ihm Herz nnd Seele, sobald er ihr Vertrauen
gewonnen hat. Die Alten sind still und friedsam, die Jungen hitzig, in ihrem Rechtsgefühl
Ungarn V. 13
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch