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Das andere größere Gewässer ist die Tarna, die in Gömör entspringt, die Mätra
durchschneidet und unterhalb Verpelets bei Kaäl in die Ebene tritt. Die übrigen Bäche:
Tarnöcza, Bene, Gyöngyös, Ägöer, Kigyös, sowie die Bäche Eger und Laskö im
östlichen Theile des Comitats sind geringer.
Das Klima ist natürlich in der ganzen Mätra viel milder, als in den viel höheren
Karpathen, allein bei weitem nicht so weich und heiß, wie im Alsöld. Auch der Pflanzen-
wuchs ist immer um 5 bis 6 Tage hinter dem der Ebene zurück. Übrigens ist die Witterung
sehr wechselvoll; entweder regnet es zu viel, oder es herrscht solche Dürre, daß die Bäche
und sogar die Brunnen versiegen. Die Schuld daran trägt zum Theil wohl die seit Jahr-
zehnten wie planmäßig betriebene Ausrodung der gewaltigen Waldbestände. Seit 1879
sucht allerdings ein Forstgesetz Abhilfe zu schaffen, ja es sind auch Verfügungen über
die Wiederbewaldung der verödeten Strecken erlassen, und diese macht langsam Fortschritte.
An den waldigen Abhängen der Mätra gedeihen mancherlei Bäume. Zerreiche und
Steineiche, Roth- und Weißbuche bilden große Bestände, sporadisch finden sich die Esche,
der wilde Birn- und Apfelbaum, an quellreichen Orten die Silberpappel und hie und da
auch der Kornelkirschbaum. In den Thälern sind die Bäche dicht mit Erlengehölz bewachsen.
Unter den Sträuchern steht der Haselstrauch voran, und ist an manchen Stellen der Wildniß
sehr fruchtreich; häufig sind auch Spindelbaum, Hartriegel, Stechpalme, Weißdorn,
Schwarzdorn (Schlehe), Brombeere und Himbeere, letztere zur Zeit ihrer Reife eine gute
Einnahmsquelle für die armen Bergbewohner. Aber auch an Walderdbeeren sind alle die
Rodungen reich, sie werden von den Budapester Obstverkäuferinnen in großen Mengen
mit der Eisenbahn bezogen. Im nördlichen Theile, gegen Nögräd hin, wo kleine Riolith-
berge vorkommen, gedeiht die Birke massenhaft; die Palöczen binden aus ihren Zweigen
Reisbesen, machen aus den Stämmen Holz für Wagendeichseln und bringen diese Waare mit
großen Lastwagen auf die Märkte von Erlan, Gyöngyös und Hatvan. Auch der Wach-
holderstrauch kommt stellenweise in der Gegend von Peterväsära, besonders bei Domon-
kos vor. Die Fichte gedeiht auf der Mätra nicht.
Der Wildstand der Mätra und ihrer Umgebung ist nicht gerade reich, aber doch
erwähnenswerth. Seitdem die Grafen Kärolyi in Paräd den Hirsch, der in der Mätra
längst ausgestorben war, wieder heimisch gemacht haben, kommt er nicht nur im Wildpark
vor, sondern bricht mitunter auch schon ins Freie aus. Rehe und Wildschweine waren
die gewöhnlichen Gäste der Rodungen und Eichelwälder. Der Wolf ist sehr selten, der
Fuchs sehr häufig; auch Wildkatze, Dachs, Iltis und Wiesel kommen häufig vor. Unter den
Vögeln ist der Steinadler der vornehmste, er erreicht zuweilen eine seltene Größe. Auch
die Rieseneule findet sich, und alle Arten kleinerer Raubvögel. Das Haselhuhn haust nach
der Brutzeit schwarmweise in den Haselhainen. Im Frühling und Herbst gibt es
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch