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Der Tatarensturm betraf in erster Linie das Heveser Cvniitat und die Bevölkerung
der Mätra. Doch die Zähigkeit des Volkes schuf alles Vernichtete neu und laut den
noch erhaltenen päpstlichen Zehentregistern aus dem Jahre 1333 waren schon damals
die jetzt bestehenden Ortschaften sämmtlich recht wohlhabend. Die vom Hause Aba
abstammenden Familien Csobanka, Sölymosi, Kompolti, Redei, Bodonyi, Negyesi u. s. w.
starben nach und nach aus, und durch Vererbung in weiblicher Linie, durch Güterverkauf
oder, auch königliche Donation kommen im Heveser Comitate die Familien Rozgonyi,
Orßagh, Perenyi, Losouczi, Bebek, Jakesi, Bäthori obenauf; ihnen folgen die Räköezi,
Homonnay, Nyäry, Mägöcsi, Tökölyi, Forgach, Kohary, Haller, und schließlich im
XVIII. Jahrhundert die Almässy, Kärolyi, Orczy, Goßtonyi, Keglevich, als reichste Besitzer
neben dem Erlauer Bischof und Domcapitel.
Ehedem stolzirte auf jedem irgend geeigneten Punkte der Mätra eine Ritterburg.
So besaß das Haus Rütold unter anderem die Burgen Ägas, Ovär und Haßnos,
die Burg Bene der Familie Csobänka von Gyöngyös, dann Debrö (noch im XVI.
Jahrhundert erwähnt), Oroßlänkö bei Domoszlö, die Erlauer Burg des Bischofs von
Erlan am Rande des Bükkgebirges, die Burgen Näna und Pata, die iu ihren Ruinen
so interessante Burg Sirok und Szarvaskö. Burgstätten aus dieser Zeit sind die zu
Markaz, Maklär (zwischen Erlan und Szalök), Kanäß bei Reesk und Pos bei
Peterväsära. Diese einst stolzen Bauten liegen sämmtlich in Trümmern.
Mit der Beschreibung der Matragegend im Einzelnen beginnen wir im Südosten,
bei der Stadt Erlan.
Erlau (Eger) gehört zu den interessantesten Städten nicht nur des Heveser Comitates,
sondern des ganzen Landes. Es liegt an beiden Ufern des gleichnamigen Flüßchens, mehr
der Länge als der Breite nach entwickelt, in einem engen, aber sehr malerischen Thale.
Von einem der umgebenden Hügel gesehen, bietet es mit seinen vielen Thürmen und an-
sehnlichen Gebäuden einen entzückenden Anblick. Hinter ihm erheben sich die wildromantischen
Höhen der Mätra und des Bükk, ringsum aber blühen Wiesen, prangen Äcker und Gärten,
und die neu bepflanzten Weingärten erfreuen das Auge.
Erlau ist eine alte Ansiedlung. Sein Bisthnm, das älteste im Theißgelände, war
außerordentlich reich begütert. Eine Zeit lang war es das reichste Bisthum in Ungarn.
Während des Tatarensturmes wurde Erlau völlig zerstört, nach dem Abzug der Unholde
jedoch noch unter Bela IV. wieder aufgebaut und mit Mauern umgeben. 1442 zerstörten
es die Hussiteu und richteten ein gräuliches Blutbad an. Aus dieser Zeit berichtet die
Überlieferung von dem Heldenmuth, mit dem ein Erlauer Mädchen in der Nacht des
Überfalles gekämpft habe. Johann Arany hat dies in einer schönen Ballade verewigt.
Während des Bauernaufstandes im Jahre 1514 legte einer der Heerführer Dözsas
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch