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durch die Kaiserlichen unter Johann Doria belagert; endgiltig konnte es jedoch erst am
17. December 1687 zurückgewonnen werden, wobei etwa 600 Türken die Taufe annahmen
und die ersten Bewohner der zerstörten Stadt wurden. Im Herbst 1703 öfsnete die Stadt
ihre Thore Bereseuyi, und 1704 ergab sich durch Simon Forgachs Vermittlung auch die
Festung dem Franz Räköczi, der sich nach seiner Trentschiner Niederlage 1708 hieher
zurückzog und hier auch eine Landesberathung abhielt. Am 4. December 1710 fiel Erlan
nach einmonatlicher harter Belagerung in die Hände Josefs I.; zu derselben Zeit verheerte
eine Seuche die Stadt. Im Jahre 1804 wurde die große Diözese des Bischofs von Erlan
in drei Theile getheilt, deren zwei dann die Bisthümer von Kaschan und Szatmär bildeten.
Zur Entschädigung für den Vermögensverlust wurde der Bischof von Erlau zum Erzbischos
ernannt. Als im Jahre 1809 die Franzosen in Ungarn einfielen, weilte bis zu deren Abzug
Franz I. sammt Gemaliu, dem Thronfolger und mehreren anderen Prinzen in Erlau,
wohin auch die heilige ungarische Krone zu größerer Sicherheit geschafft wurde.
Die Stadt Erlau hat sich in diesem Jahrhundert sehr entwickelt, obgleich die aus-
gedehnten Vorstädte mit ihren unregelmäßigen Gassen ein dörfliches Aussehen haben. Der
schönste Theil ist der Hauptplatz, wo die erzbischöfliche Kathedrale steht; ihre Beschreibung
findet man in unserem Aufsatze: „Die Baudenkmäler Oberungarns" (Band V). Die
Statuen der Kirche sind von Marco Casagrande, das Altarbild von Danhanser. Nördlich
der Kathedrale steht etwas tiefer in einem großen Parke die erzbischöfliche Residenz.
Östlich von da erhebt sich der große, schöne Bau des Lyceums, das der Bischof Graf Karl
Esterhazy 1765—1785 erbauen ließ. Über der Mitte des Gebäudes ragt der 53 Meter hohe
Thurm der nach den Plänen Maximilian Hells eingerichteten Sternwarte empor. In diesem
gewaltigen Bau sind die theologische Faenltät, die Rechtsakademie und die Lehrerbildungs-
anstalt, sowie das werthvolle erzbischöfliche Museum nebst Bibliothek untergebracht. Die
Bibliothek und der Prnnksaal sind mit interessanten Wandgemälden geschmückt. Südlich der
Kathedrale, gegen die Eisenbahn hin, dehnt sich der große erzbischöfliche Park aus. Andere
bedeutende Gebäude find: dieKirche und dasKloster derCistercienser, dieKlöster derServiten,
Barmherzigen undFranciscaner, dann das Stadthaus. DasEomitatshans ist ein prächtiger
Renaissancebau, mit einem meisterhaft geschmiedeten, eisernen Gitterthor. Der Kirche
der Barmherzigen gegenüber steht als Überbleibsel der Türkenzeit das 35 Meter hohe,
14seitige, schlanke Minaret, einst durch Erzbischos Pyrker, neuerdings auf Anregung der
Bürger durch den Staat restaurirt. Am nordöstlichen Saume der Stadt steht auf einem
Bergvorsprung die alte Festung, deren noch erhaltme Theile als Honvedkaserne dienen,
während ihr höchster Punkt zum Kalvarienberg umgestaltet ist. In der Basteimauer der
Festung sieht man das Grabdenkmal des Helden Dobo, welches Erzbischos Pyrker von
Dobö-Rnß ka hieher schaffen und auf dem Grabe durch ein anderes Denkmal ersetzen ließ.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch