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an der Stelle des alten Badehauses ein prachtvolles Schloß im altdeutschen Stile erbauen
und nannte es S a s v ä r (Adlerburg). Das Wasser der Csevicze-Quelle hat infolge seines
Gehaltes an Schwefelwasserstoff einen eigenthümlichen Mißgeruch, ist aber ein vorzügliches
Getränk; es werden davon jährlich eine Million Flaschen gefüllt, und es wird auch in das
Ausland versendet. Die Timsös-Quelle ist jedenfalls eine der größten Merkwürdigkeiten
des Hevefer Eomitats; sie hat zur Entstehung eines vorzüglichen, zeitgemäß eingerichteten
Kurortes geführt, der immer größer und schöner ausgebaut wird und viele Gäste anzieht.
Er verfügt über zahlreiche Heilmittel: Eisen-Alaunquellen, alkalisch-schwefelige und eisen-
arsenhältige Säuerlinge, eine Kaltwasserheilanstalt. Das Paräder Bad bewährt sich
namentlich bei Frauenleiden vortrefflich. Die Umgebung bietet angenehme Ausflüge, so
zur Glashütte am Csevicze, Silber- und Kupfermine von Recsk, in deren Nähe anch noch
eine einzelne Mauer der Burg Kanäßvär steht, dann zur prächtigen Burg Sirok,
1562 erbaut und am Ende der Türkenzeit zerstört. Es wird behauptet, daß hier schon
früher eine Burg des Geschlechtes Aba gestanden habe.
Sirok hat außer seiner Burg noch eine Merkwürdigkeit. Es sind dies die in seiner
Nähe befindlichen Steingräber , nämlich Felskegel in der Form einer Tatarenmütze,
wie sie auch im Borsoder Bükkgebirge und seltener in den Comitaten Zemplen und
Abaüj-Torna, namentlich bei Torna, vorkommen. Diese Gebilde aus Riolith und weichem
Kalkfels scheinen Werke der Menschenhand zu sein; in ihrem Inneren sind bienenkorb-
artige, längliche Räume mit Öffnungen von 50 bis 100 Eentimeter Durchmesser
ausgehöhlt. Diese Öffnungen zeigen ringsum Spuren von Rahmenwerk, in dem sich
Ecklöcher befinden, als hätten sie einst Thüren getragen. Aller Wahrscheinlichkeit nach
sind es Bestattungsorte irgend eines Urvolkes.
Von Bad Paräd, dessen Thal von dem Kanäßaljer Bache durchströmt ist, gelangt
man über Dorf Sirok in das Tarnathal und darin in nördlicher Richtung nach
Peterväsära . Dies ist die Hauptstadt des Palöczeuthums im Heveser Comitat. Es hat
eine stattliche, zweithürmige Kirche und ein groß angelegtes altes Schloß der Grafen
Keglevich. Es ist Sitz des Bezirksgerichtes und eines Stuhlrichteramtes. Unter den
umliegenden Dörfern sind zu erwähnen: Näd-Ujfa lu , dann Jväd, wo fast jeder
Mensch Edelmann ist und Jvädy heißt; dann Erdö-Kövesd, das der Thurm des
Baron Orczy'schen Schlosses überragt, und noch nördlicher Väraßö, Jstenmezeje
und an der Borsoder Grenze Szederkeny. An der Landstraße zwischen Peterväsära und
Erlau liegt Bakta, das theils zum gräflich Kärolyi'scheu Fideicommiß, theils zur
Besitzung des Erzbisthums Erlau gehört. Ein herrlicher Schlängelweg führt von Sirok
zum Baktaer Paß hinan und von da immer durch Wälder hinab nach Bakta, von wo
man in einer kleinen Stunde den Ausgangspunkt der Tour, Erlau, erreicht.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch