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Wildgänse ziehen jeden Herbst und Frühling in ungeheueren Scharen durch. An Fischen
sind die kleineren Gewässer arm, die Theiß dagegen hat noch immer Fische genug,
namentlich Welse, Karpfen, Barben, Karauschen, Weißfische und — die werthvollsten —
Lachsstöre.
Obgleich die Natur des Bodens die Bevölkerung mehr auf Urproduktion hinweist,
gehört Borsod doch zu den Comitaten von mehr entwickelter Industrie. Unter den Fabriken
sind die bedeutendsten die Eisenwerke zu Diösgyör, Ozd und Nadasd, die Eisenrösthütte
zu Rudöbanya und die Maschinenfabrik der Staatsbahnen zu Miskolez. Außerdem gibt
es noch verschiedene kleinere Fabriksanlagen.
Die Verkehrswege sind zweckmäßig. Vom Miskolezer Bahnhofe gehen fünf Eisen-
bahnlinien aus; dazu hat das Comitat acht Industriebahnen; auch die staatlichen und
Mnnicipal-Straßen, sowie die Vicinalwege sind in gutem Zustande.
Die Bevölkerung beläuft sich auf 216.794 Seelen, darunter 202.890 Magyaren
(93 5 Procent), 3.160 Deutsche und 9.738 Slovaken. Letztere kamen durch Colouisirung
ins Comitat und sprechen außer ihrer Muttersprache auch ungarisch. In cultureller Hinsicht
gehört Borsod zu den fortgeschritteneren Comitaten.
Comitatssitz ist das in schöner Entwicklung begriffene Miskolez. Es liegt fast in
der Mitte des Comitats, im schönsten Theile desselben, an der Mündung des anmuthigen
Diösgyörer Thales, längs der beiden Ufer des Szinvabaches, wo das Bükkgebirge endet
und die Alföldebene beginnt. Als malerischer Hintergrund dient ihm das halbkreisförmig
aufsteigende Bükkgebirge. Zur Schönheit der Stadt trägt der ihrer Südseite entlang
ziehende Avasberg nicht wenig bei.
Der Ursprung von Miskolez fällt in die Zeit vor der Landnahme; sein heutiger
Name jedoch geht auf das Geschlecht Miskoucz, aus der Verwandtschaft des Heerführers
Bors zurück. Die Könige Sigismund und Matthias I. verliehen ihm zwar verschiedene
Vorrechte, allein es blieb trotzdem lange Zeit unter der gutsherrlichen Jurisdiktion der
ärarialen Herrschaft Diösgyör. Seitdem es die Selbstverwaltung besitzt, entwickelt es sich
äußerst rasch. Es hat jetzt beinahe 40.000 Einwohner, lauter Magyaren. Die Straßen sind
mit schönen Gebäuden geschmückt, der Loealverkehr wird durch die elektrische Straßenbahn
zwischen den beiden Eisenbahnstationen belebt. Unter den zehn Kirchen ist die alte gothische
reformirte Kirche am Avas die interessanteste. Unter den übrigen öffentlichen Gebäuden
bemerkt man den groß angelegten neuen Justizpalast, das neue reformirte Obergymnasium,
das ungemein schmucke Gebäude der Handelskammer, das gut eingerichtete Elisabethbad,
dann das Theater und das musterhafte neue Eomitats-Krankenhaus. Größere Gebäude
sind noch das Eomitatshans, das Rathhaus, das Ordenshaus der Minoriten, die erz-
bischöfliche Mädchenschule, das Zinshaus der evangelischen Kirche A. E., das Gebäude
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch