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Anstoß zur Gründung gab dasVorhandensein der Braunkohlen- und Eisensteinlager, sowie
ausgedehnter Waldungen im Borsoder Comitat, die ausgiebig verwerthet werden mußten.
Hundert Jahre vor dieser Gründung wurde zu Felsö-Hämor im oberen Szinvathale dnrch
einen Erlauer Schlossermeister ein großer Schmelzofen znr Schmelzung der Eisenerze des
nahen Tapolcsäuy, Uppouy und Neközseny, in Alsö-Hämor aber ein Eisenhammer zur
weiteren Verarbeitung des Roheisens errichtet. Dieses Eisenwerk ging alsbald in den Besitz
einer Aktiengesellschaft über, deren Hanptactionär, das königl. ungarische Bergwerksärar, im
Jahre 1770 den ganzen Betrieb übernahm und dann hnndertJahre lang fortführte, bis es
ihn nach Errichtung des Diösgyörer Werkes einstellte. Das neue Werk erforderte große
Investitionen, hob sich aber dann stufenweise auf seine jetzige Höhe. Seine Eisen- und
Stahlgießereien, verschiedenen Eisenindustrieanlagen nnd Maschinenwerkstätten befähigen
es jetzt znr Herstellung von Eisenartikeln aller Art. Es ist für die Fabrikation von Eisen-
bahnschienen, Dampfmaschinen, eisernen Brücken, Schrauben, Nägeln und Stiften, Stahl-
rädern, Schnitt-, Mäh- nnd Dreschmaschinen, allen Arte» von Schiffsbestandtheilen,
geschmiedet und in Stahlguß, Stahlgeschossen (Kanonenkugeln) n. s. w. auf das voll-
kommenste eingerichtet und beschäftigt 5000 Arbeiter. Anfangs waren diese zum großen
Theil Ausländer, jetzt machen die Fremden nur noch 10 Procent aus. Die Werkstätten
haben elektrische Beleuchtung und Dampfheizung. Die Angestellten und Arbeiter genießen
neben guter Besoldung und Peusiou die Vortheile aller Anstalten für Gesundheitspflege,
gesellschaftliches Leben, Wohlthätigkeit und Cultur. Die hübsch und zweckmäßig ein-
gerichteten Kinderbewahranstalten, Elementarschulen für Knaben und Mädchen, und
die Gewerbeschule stehen auf der Höhe der Zeit. Zwischen der Station Miskolez und dem
Eisenwerk ist eine geregelte Eisenbahnverbindung hergestellt, die aber nur den Zwecken
des Werkes dient. Eine besondere Industriebahn verbindet das Werk mit der dazu
gehörigen Steinkohlengrube zu Paraßnya, die den Kohlenbedarf deckt. Diese Eisenbahn
durchbohrt bei der Grubenanlage von Pereczes den Berg mittelst eines 2 3 Kilometer
langen Tunnels. Die Jahreseinnahme der gewaltigen gewerblichen Anlage, nebst der
zugehörigen Ziegelei und Steinkohlengrube, hat sich im Laufe der letzten anderthalb
Jahrzehnte von 2 auf 20 Millionen Kronen gehoben.
Westlich von hier liegt, gleichfalls im Szinvathal, das Dorf Diösgyör . Seine
noch als Ruine gewaltige, über sechshundertjährige Burg mit ihren vier gekappten Thürmen
ist schon von Miskolez sichtbar. (Siehe ihr Bild Band V., Seite 141.) An ihrer Stelle
stand schon zur Zeit der Landnahme eine Erdburg. Eine wichtigere Rolle spielte sie unter
Ludwig dem Großen, Maria, Sigismund, Matthias Huuyady und der Türkenherrschaft,
als sie zu den Grenzfestungen gehörte. In der Nähe des Bnrggrabens steht auf Privat-
grnnd ein kolossaler, überreich belaubter Haselstrauch, der von Königin Maria gepflanzt
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch