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Ortschaften des Comitats. Über Tardona hinaus liegt das obstberühmte Dorf
Malyinka. Oberhalb von Sajö-Jvänka, bei dem Dorfe Vadna, mündet in das Sajöthal
ein anderes Thal, das länger und zugleich bewohnter und interessanter ist als das
Thal des Kazinezbaches. Dies ist das Banthal. Auf einem Gipfel über Vadna sieht
man noch jetzt Spuren der Raubritterburg eines böhmischen Hnssitensührers Walgatha.
Die Steine der Ruine wnrden später herabgeschleppt, unter Anderem ließ das Comitat
ans ihnen die Brücke des dem Sajö zuströmenden Banbaches bauen. Bachanswärts liegen
im Thale dicht nach einander die Ortschaften Nagy-Barcza, Bän-Horvä t und
Bänfalva . Dann wird das Thal enger und die Straße windet sich durch prächtig
bewaldete Berge. In Bänfalva hat die Familie Vladar ein schönes, mit einem Bastei-
thurm versehenes Schloß, in dem sich eine große Privatbibliothek mit über 5000 werth-
vollen Werken befindet; sie gehörte einst dem berühmten Schriftsteller Gabriel Kazinezy.
Fast auf jedem bedeutenderen Hügelvorsprung des Bänthals findet man Spuren von
mittelalterlichen Erdburgen. Ein bedeutenderes Schutzwerk war die noch in ihren Ruinen
stolze Burg Dides auf 595 Meter hoher Bergkuppe. Einst gehörte sie zu den königlichen
Burgen und war das Jagdhaus der Auerochsenjäger. Im Jahre 1566 wurde sie von den
Türken fünfzehn Tage lang belagert, worauf ihr letzter Commandant Ladislans Kavasi
abzog und sie über den Köpfen der Belagerer in die Luft sprengte. Auf dem Berge
über dem Dorfe stand einst ein Panlinerkloster mit Kirche. Als einziges Denkmal der alten
Kriegszeiten ist noch jetzt der Eisenhelm Ladislans Käväsi's in der reformirten Kirche des
Nachbardorfes Visnyö aufbewahrt. Dieser Helm hatte lange Zeit in der von Käväsi
der Kirche geschenkten Mühle als „Getreideschöpfer" gedient, mit dem der Müller die
Manth erhob. Das ganze Thal ist reich an Obst. In der Gemarkung von Visnyö steht
seit Beginn des Jahrhunderts ein Schieferbruch in Betrieb. Die nächste Ortschaft ist
Sz i lväs . Es hat eine bedeutende reformirte Kirche, die als kreisförmiger Kuppelbau mit
Säulenvorhalle auf hohem Hügel steht; sie wurde in den Dreißiger-Jahren durch den
katholischen Grafen Nikolaus Keglevich für die Reformirten erbaut. Auf einem anderen
Hügel in der Nähe steht das herrliche Schloß des Grafen Rudolf Erdödh. Garten und
Park sind wunderschön, aber noch schöner das feenhafte Szilväser Thal, das vom Ende
des Dorfes in das Gebirge führt. Südwestlich von Szilväs liegt das dicht bevölkerte
Apätfalva. Seine Vergangenheit ist bedeutender als seine Gegenwart. Am Fuße des
784 Meter hohen B6lkö, eines Felsgipfels des Bükk, entspringen drei warme Quellen und
bei diesen wurde im Jahre 1232 das Kloster der durch Bischof Eletus von Erlan hier
angesiedelten Cistercienfer, die Abtei von Belharomkut (kärom kut — drei Bruuuen)
erbaut. Die noch erhaltene Klosterkirche ist ein interessantes Baudenkmal; Gottesdienst
wird in ihr nur an Festtagen gehalten, weil sie von der Ortschaft zu weit abliegt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch