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(Abgebildet Band V, Seite 54.) Zu Beginn der Reformation wurde die Abtei zerstört;
ihr Besitz gehört seit zweihundert Jahren dem Erlauer Seminar. In dieser Ortschaft und
in den nördlich gelegenen Dörfern hat sich ein kumanischer Menschenschlag niedergelassen,
der sich in Sitten und Mundart vielfach von der benachbarten Bevölkerung unterscheidet.
Am nächsten steht er den Palöczen, von denen er unter dem Namen Barkö unterschieden
wird. Der Religion nach sind sie alle römisch-katholisch. Die Berge nordwestlich vom
Bänthale bergen nach allen Richtungen Steinkohlenlager. Das Dorf Csernely hat
Säuerlinge, die der Umgebung einen erfrischenden Trunk liefern.
Das Hangonythal, nordwestlich von hier, ist zwar für den Ackerbau nicht ungeeignet,
seine volkswirthschastliche Wichtigkeit beruht aber doch mehr auf Steinkohlengruben und
Eisenwerken. In den Gemarkungen von Nädasd, Järdänhäza, Arlö, Ozd, Värkony
und Czenter sind reiche Steinkohlenlager. In dem interessanten Thalkessel bei dem Dorfe
Nädasd befindet sich eine stattliche Eisenblechfabrik, Ozd aber hat ein bedeutendes
Eisenwerk. Eine 30 Kilometer lange Industriebahn verbindet seit 1872 Nädasd mit der
Station Bänreve an der Miskolcz-Füleker Linie der ungarischen Staatseisenbahnen und
vermittelt auch den Personenverkehr zwischen Özd und Bänreve. Das Hangonythal hat
ausgedehnte Braunkohlenlager, auf Grund deren eine Eisenraffinerie entstanden ist. Die
Gömörer Eisenindustriegesellschaft errichtete im Jahre 1845 die Ozder Eisenraffinerie. Aus
der Vereinigung mehrerer Gömörer Eisenwerkgesellschaften ging 1881 die Rima-Muräny-
Salgo-Tarjäner Eisenwerk-Actiengesellschast mit 10 Millionen Gulden Grundcapital
hervor. Diese Gesellschaft besitzt jetzt die angeführten Fabriksanlagen und Kohlengruben.
Ihre Gruben im Hangonythal liefern jährlich im Durchschnitt 2 Millionen Metercentner
Kohle, wobei 600 Arbeiter in Verwendung sind. Die Nädasder Eisenblechfabrik erhält
ihr Rohmaterial aus der Ozder Fabrik. Ihre Jahresproduction beträgt durchschnittlich
100.000 Metercentner Feinblech und Weißblech. Diese Fabrik beschäftigt 400 Arbeiter,
die meist bei der Anlage wohnen. Die Ozder Eisen- und Stahlfabrik ist für Handels-,
Stab-, Reif- und Maschineneisen, Schienen, Träger, Barren, Universaleisen uud alle
Arten von ordinärem Flacheisen eingerichtet. Es gehören zu ihr ein Puddelofen, ein
Schweißofen, ein Martinstahl- und ein Stahlwalzwerk nebst den nothwendigen Mon-
tiruugs- und Hilfswerkstätten. Ein Theil der Fabrik ist auf elektrischen Betrieb eingerichtet.
Es sind durchschnittlich 1.800 Arbeiter thätig, die zum großen Theil in der bei der
Fabrik befindlichen Arbeitercolonie Wohnung finden, während die übrigen in den
benachbarten Dörfern wohnen.
Die zum Hangonythal gehörigen Ortschaften haben auch im Allgemeinen viel
Vortheil von der Nähe dieser Gruben und Fabriken, weil ihren Einwohnern neben der
Feldarbeit lohnende Beschäftigung zuwächst. In der Gemarkung von Järdänhäza, sowie
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch