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Der Hauptort für Handel und Gewerbe ist Kaschan. Auf dem flachen Lande
begegnet man nur stellenweise einer gewerblichen Anlage oder Fabrik. Das Kleingewerbe
wird überall betrieben, doch größtentheils nur für den localen Bedarf. Die Hausindustrie
geht bei der Billigkeit der Fabrikswaare immer mehr zurück; immerhin sind Holzarbeiten
und Schnitzerei, Spinnen und Weben, hie und da auch das Sticken Lieblingsbeschäftigungen
des Volkes geblieben.
Recht zahlreich sind, namentlich in Kaschan, die Geldinstitute: Banken, Sparkassen,
Creditverbände.
Die Straßen, die das Comitat nach allen Richtungen durchschneiden, sind gut
gehalten. Die wichtigste war früher die Landstraße durch das Hernädthal, welche Kaschau
im Süden über Miskolcz mit Budapest, im Norden über Eperies mit Galizieu verbindet.
Bis 1860 sah man hier ganze Karawanen schwerer Lastwagen, die den größten Theil
des Waarenverkehrs besorgten. Im Sommer des genannten Jahres wurde jedoch die
Miskolcz-Kaschauer Linie der alten Theißeisenbahn eröffnet, die überall der Landstraße
parallel lief und den Fuhrmann (kui-inan; os) verdrängte. Noch jetzt ist diese Bahn die
Haupteisenbahn des Comitats, gehört aber der ungarischen Staatseisenbahn zu. Ihr
schließt sich seit 1870 die Kaschau-Oderberger Eisenbahn an, die nördlich von Kaschau
das Comitat verläßt; dann die Linie Legenye-Mihalyi-Kaschau, die das Hernädthal mit
dem Bodrogthale verbindet, ferner die Kaschau-Toruaer Vicinalbahn, der sich neuerdings
die Torna-Miskolczer oder Bödvathalbahn angeschlossen hat und von der bei Szepsi eine
Flügelbahn durch das obere Bödvathal nach Metzenseisen abzweigt.
Einige Kilometer östlich von Miskolcz erreichen Landstraße und Eisenbahn den
Südrand des Comitates Abaüj-Torna; dann schwenken beide plötzlich nach Norden ab und
betreten alsbald das schöne Hernädthal. Das erste Abaüjer Dorf an der Eisenbahn ist die
große Gemeinde Onga, am flachen, fruchtbaren Ufer des Bärsonyos. Über seinen hübschen
Häuserreihen steigt weithin sichtbar der schlanke Thurm der resormirten Kirche auf, eines
Baues vom Ende des vorigen Jahrhunderts, dem sich noch einige schloßartige Herrenhäuser
anschließen. Dann erweitert sich das Thal, wird immer reizender, und an seiner Westseite
erscheint, einem niederen, aber breiten Bergvorsprung zu Füßen gelagert, der Marktflecken
Szikß ö, an der Landstraße und Eisenbahn. Szikßo ist eine alte Stadt, Urkunden nennen
es schon zu Beginn des XIII. Jahrhunderts. Einst war es durch Erdschanzen und auch
Basteien gegen kriegerische Angriffe befestigt. Später war es bloß die große gothische
Kirche der Reformirten in der Mitte des Ortes, deren steinerner Mauergürtel und breiter
Wassergraben der Bevölkerung einen Zufluchtsort sicherten. Die gewaltige Kirche, nach der
Überlieferung ein Hussiteubau aus dem XV. Jahrhundert, besteht noch heute, sammt ihrem
kreisrunden, von Schießscharten durchbrochenen Steinwall; der breite Wassergraben jedoch
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch