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der schönen Pechy'schen Curie zu Alsö-Käzsmärk sind mehrere interessante Familienbildnisse
und zwei prächtig mit Gold und Silber gestickte Seidenkleider aus dem vorigen Jahr-
hundert aufbewahrt. Weiter oben folgt Räsony, eines der ältesten Dörfer des Comitats.
Es hat noch den Rest eines mittelalterlichen Gebäudes im romanischen Stil auszuweisen.
Das Thal wird immer enger und es folgt ziemlich weit oben das gleichfalls alte Dorf
Felsö-Gagy, Stammsitz und Besitzung der berühmten, bereits erloschenen Familie
Gagyi, aus dem Geschlechte Aba. Auf dem Hügel über dem Dorfe steht eine römisch-
katholische Kirche aus dem vorigen Jahrhundert. In die Wand des Chores ist der Grab-
stein Ladislans Gagyis aus dem Jahre 1381, mit dem Wappen des Geschlechtes Aba
eingemauert. Auch eine Benediktinerabtei bestand einst hier; der noch jetzt verliehene
Titel „Abt von Gagy" bewahrt ihr Andenken. Wo einst das Schloß der Familie Gagyi
stand, erhebt sich jetzt eine schöne neuzeitliche Curie, deren 100 Joch großer Park wegen
seines Reichthums an malerischen Motiven weithin berühmt ist.
Über Käzsmärk schwenkt man wieder in das Hernädthal zurück, wo links das Dorf
Csobäd liegen bleibt. Diesem beinahe gegenüber liegt rechts, an Flanke und Rücken des
zum linken Hernadufer niedersteigenden Berges, die Gemeinde Felsö-Dobßa, in deren
Gemarkung eine steinzeitliche Erdburg und eine reiche Ansiedlnng der Bronzezeit entdeckt
wurden. Die Gemeinde hat einen guten Steinbruch, aber schon am jenseitigen, östlichen
Abhang des Erdrückens, im schönen Thale des Szerencsbaches. Dort liegt auch östlich,
am Fuße eines zeltförmigen Berges, der Marktflecken Abaüj-Szäntö, nach Kaschau die
größte Ortschaft des Comitats, mit 4.200 Einwohnern. Szantö war einst ein berühmter
Weinort, aber die Phylloxera hat Alles verwüstet. Die neuen Pflanzungen sind noch nicht
weit gediehen. Dennoch ist sein Weinhandel neben dem Getreidehandel wichtig geblieben.
Als besondere Sehenswürdigkeit sei der berühmte Keller eines Großhändlers erwähnt; er
ist fast anderthalb Kilometer lang und noch jetzt ein reiches Schatzhaus der kostbarsten
Hegyaljaer Weine. Szantö ist hübsch gebaut, es hat eine römisch- und eine griechisch-
katholische, eine resormirte, eine evangelische (A. E.) Kirche und eine Synagoge. Die
Bevölkerung treibt größtentheils Landbau, doch gibt es auch zahlreiche Gewerbs- und
Kaufleute. Die trefflich eingerichtete Dampfmühle ist eine ansehnliche industrielle
Anlage. In der Gemarkung der Stadt beginnt der Aranyos, eine gewaltige Eichen- und
Buchenwaldung, die sich dann meilenweit nach Osten und besonders nach Norden erstreckt.
Dicht bei Szantö liegt nordöstlich das Dörfchen Czekehäza. Hier wurde in der Refor-
mationszeit die erste protestantische Kirche Ungarns erbaut. Interessant ist die resormirte
Kirche zu Büd, einem westlich am rechten Hernädnser gelegenen Dorfe; sie ist ein
romanisches Baudenkmal, also in dieser Gegend eine Seltenheit. Auf dem Plateau von
Büd stand in der Steinzeit eine Erdburg, und im Thale unterhalb des Dorfes hat man
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch