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Forschungen beweisen jedoch, daß das langsame, aber stetige Nagen des Szärbaches den
Felsriß hervorgebracht hat. Die Felswände der Thalschlucht fallen beiderseits im Winkel
von durchschnittlich 65 Grad hinab und sind an der Mündung 600 Meter hoch, nach
innen aber stufenweise immer niedriger. Von den überaus steilen Felswänden, die stellen-
weise ganz in einander zu passen scheinen, sind ungeheuere Trümmermassen hinuntergerollt
und liegen am Grunde der Schlucht als gewaltige Barrikaden, durch die sich der kleine
Bach in malerischen Schnellen und Stürzen seinen Weg sucht. Ähnlich ist die nur um
einen halben Kilometer kürzere Klamm von Äj, vor deren ausgeweiteter Mündung das
Dorf Äj liegt. Auch dieses Thal ist schwindlig tief und stellenweise noch enger als das
oben geschilderte, so daß neben dem Bach aus seinem Grunde nicht einmal für einen
Fußpfad Raum bleibt, sondern Stnfen in die Felswand geschlagen werden mußten, um
das Hinüberklettern aus einer Ausbuchtung in die andere zu ermöglichen. Am Fuße des
südlichen kuppelsörmigen Bergvorsprunges, mit dem der zwischen beiden Thalschluchten
niederwärts ziehende Gebirgsgrat endet, liegt am Vereinigungspunkte der breiten Thäler
der Bödva und Torna der Marktflecken Torna mit 1500 Einwohnern, einst Hauptort des
Tornaer Comitats, jetzt Sitz des Tornaer Bezirkes. Unter seinen Gebäuden ragt das große
alterthümliche, kürzlich restanrirte Keglevich'sche Schloß hervor, in dessen ausgedehntem
Park sich ein 5 Joch großer See mit lauem Wasser befindet. Die ziemlich zahlreiche
Intelligenz des Ortes besitzt einen Club, in dem es lebhaft hergeht, eine Jagdgesellschaft,
einen Frauenverein, einen Bibliotheksverein und eine Sparcafse. Der benachbarte Berg-
vorsprung trägt die malerische Ruine der Burg Torna. Die Erbauer und ersten
Besitzer der Burg waren die Tornay. Im Jahre 1440 folgten ihnen die Bebek, nach deren
Aussterben (1567) die Burg königlicher Besitz wurde. Im Jahre 1652 fiel sie in
Türkenhand uud wurde später von den Kuruczen genommen, die sie aber an Leslie, einen
Feldherrn Leopolds I., verloren. Im Jahre 1683 erstürmte Thököly die Burg, und zwei
Jahre später nahm sie der kaiserliche General Schultz, der ihre Schutzwerke schleifen ließ.
Seitdem steht sie verödet, doch haben ihre starken Mauern großenteils noch jetzt die
einstige stolze Höhe. Die Ortschaft hatte in der Zeit der religiösen Verfolgungen schwer
zu leiden, besonders als die Keglevich ihre Grundherren wurden, welche die Gegen-
reformation kräftig förderten. Der Verkehr von Torna ist sehr lebhaft, da hier die Kaschau-
Tornaer und Torna-Miskolczer Eisenbahn zusammentreffen. Die nächste Station der
letzteren ist gegen Osten das gut bevölkerte Dorf Somodi , wo der Bischof von Rosenau
ein Sommerschloß besitzt. Die Hauptmerkwürdigkeiten des Ortes sind aber eine in der
Gemarkung befindliche Kohlenmine und etwas weiter, im hübschen Thale des Migliucz-
baches, ein stark besuchtes Bad. Weiter östlich liegt in der geräumigen Mündung
des oberen Bödvathales der Marktstecken und Bezirkssitz Szepsi mit alterthümlichen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch