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schon unter König Sigismnnd eine blühende Gemeinde. In den stürmischen Zeiten, die
mit dem XV. Jahrhundert begannen, spielt er seine erste Rolle, als der Böhme Giskra ihn
besetzt und darin eine Burg erbaut, von der aus er die Bewohner des Bödvathales
erbarmungslos brandschatzt. Im Jahre 1449 fällt er in die Hände Johannes Hnuyadis,
der die Burg der Erde gleich macht. Während der Türkenherrschaft, der Freiheitskämpfe
und der Religionswirren hatte Szepsi, gleich Torna, viel zu leiden. Die jetzige Bevölkerung
besteht meist aus Handwerkern und Bauern. Ihre alten Häuser sind meist auf Zipser Art
gebaut, mit Kellern, die sich nach der Straße öffnen. Die von der Phylloxera vernichteten
Weingärten sind jetzt in Wiederherstellung begriffen. Bedeutend sind die Getreidemärkte.
Von der Kaschan-Tornaer Eisenbahn zweigt hier eine Flügelbahn ab, die im oberen
Bödvathal bis Unter-Metzenseisen (Alsö-Meczenzis) hinanzieht. In diesem schönen, von
Waldbergen begrenzten Thale, dem Hauptsitz der Eisen- und Holzindustrie von Abaüj,
liegt der höchst bemerkenswerthe, noch unter den Ärpäden entstandene Marktflecken Iäßö,
dessen berühmte Prämonstratenser-Propstei im XII. Jahrhundert gegründet wurde. Die
Tataren zerstörten sie; Bela IV. stellte sie wieder her, Karl Robert ließ auf dem benach-
barten Felsgipfel eine Burg erbauen, von der nur noch geringe Spuren erhalten sind.
Propst Stanislans befestigte 1436 auch das Kloster durch steinerne Maueru mit Thürmen.
Josef II. hob die Propstei auf, allein Franz I. stellte sie wieder her. Das jetzige Kloster
ist am linken Ufer der Bödva großartig gelegen und zwischen 1770 und 1790 an Stelle
des früheren erbaut. Aus der Mitte der viereckigen Hauptgebäudegruppe erhebt sich die
schöne Propsteikirche zum heiligen Johannes, mit Kuppel und zwei Thürmen. Rechts
schließt sich der Kirche die Residenz des Propstes, links das Capitelhaus an. Einst war
die Propstei ein beglaubigter Ort, Bibliothek und Archiv sind daher reichhaltig. Dem
burgartigen Kloster gegenüber erheben sich die Felswände des 832 Meter hohen Kößal-
berges. Gegen die Mitte ihrer Höhe öffnet sich eine große Höhle, die sich in mehreren
Stockwerken bis zu bedeutender Tiefe hinabsenkt. Die ansehnliche und intelligente Bevöl-
kerung von Jäßö beschäftigt sich mit Landbau nud Kleingewerbe. Der recht wohlgebaute
Ort hat auch eine alte gothische Kirche der Römisch-Katholischen und ein altes Rathhaus.
In der Umgebung gibt es Marmorbrüche und Eisenhämmer. Von letzteren wimmelt es
auch in dem oberen, immer wildromantischeren Theile des Thales, wo die Großgemeinde
Unter-Metzenseifen (Alfö-Meczenzsf), mit deutscher Bevölkerung, schon eine förm-
liche Fabriksstadt ist. Hier befinden sich in den Thälern zwischen den mächtigen, eichen-
und buchenbestandenen Bergen zerstreut 109 Eisenhämmer, die meist Schaufeln, Hauen
n. dgl. verfertigen. Unter-Metzenseifen ist eine privilegirte Bergstadt, doch steht sein
Bergbau weit hinter seiner Eisenindustrie zurück, die auch stark nach dem Auslande
arbeitet. Die im XIII. Jahrhundert angesiedelte Bevölkerung spricht einen eigenthümlichen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch