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1891er Volkszählung 71 38 Procent. Zwei Drittel der Bevölkerung sind römisch-
katholisch; die übrigen gehören vier Bekenntnissen an: dem griechisch-katholischen,
evangelischen Augsburger Consession, resormirten und mosaischen. Die Intelligenz, die
Handel- und gewerbetreibenden Classen überwiegen so stark, daß die Zahl der mit
Urproduktion Beschäftigten verschwindend klein ist. Demgemäß ist das öffentliche und
sociale Leben der Stadt sehr entwickelt und hat einen vornehmen Anstrich, auch ist es für
einen großen Theil Oberungarns maßgebend nnd leitend geworden. Es gibt gegen
60 Vereine, welche literarische, künstlerische, kulturelle, volkswirtschaftliche, sociale und
menschenfreundliche Ziele verfolgen.
Die Geschichte des Ursprungs von Kaschan ist unbekannt. Schon in der Völker-
wandernngszeit bestand da eine Niederlassung; Gräber aus dieser Zeit wurden in der
Gemarkung erst vor kurzem aufgedeckt. In der Geschichte Ungarns kommt Kaschau erst
seit der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts vor. Damals bestand es noch aus zwei
Nachbardörfchen: Kassa und Fel-Kassa. Später vereinigten sie sich, wurden zur Stadt
erhoben, und diese bevölkerte sich mit deutschen Ansiedlern, die in der Ärpädenzeit fort-
während nach dieser Gegend einströmten. Der erste Freibrief der Stadt ist von Btta IV.
aus dem Jahre 1249; er nennt sie re^ia" und bestätigt ihr auch schon ein älteres
Privileg. Dann folgen neue Privilegien von Stephan V., Karl Robert, Ludwig dem
Großen und Matthias, aber die Bedeutung der Stadt wuchs stetig schon durch ihre Lage
am Knotenpunkte des Verkehrs zwischen Unter- und Oberland. Zu Anfang des
XIV". Jahrhunderts wurde sie mit Schutzwerken umgeben, die sie thatsächlich zum Schlüssel
Oberungarns nach dieser Seite hin machten. Im Jahre 1347 wurde sie zur königlichen
Freistadt ernannt, mit dem Rechte, Waaren aufzuhalten und Märkte zu haben. Seit
1335 hielten die Edelleute der Comitate Abaüj und Säros ihre Versammlungen häufig
in Kaschau ab, obgleich es noch nicht Comitatssitz war, und dies trug nicht wenig zum
Ansehen der Stadt bei. Im XV. Jahrhundert war sie schon besser befestigt; damals wurde
der Böhme Giskra, als Geueralcapitän der Königin, ihr Herr.
Die wichtigste Rolle Kaschans und der bewegte, an großen Ereignissen reiche Theil
seiner Geschichte beginnen hauptsächlich im XVI. Jahrhundert. In Kaschau schlug die
Reformation zuerst Wurzel; von hier gieng auch die Literatur der neuen Lehren aus;
dafür trat dann freilich die Gegenreformation hier am gewaltthätigsten auf. Der
königliche Feldherr Belgiojofo nahm 1604 den Protestanten mit Brachialgewalt ihre
Kirchen weg, darunter auch die St. Elisabeth-Kathedrale, und bewog dadurch die damals
noch größtentheils protestantische Stadt, sich dem Fürsten Bocskay von Siebenbürgen
anzuschließen, der gerade damals sein Banner zur Vertheidigung der nationalen und
kirchlichen Freiheit entfaltet hatte. Von da an ist die Geschichte Kaschaus mit den
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch