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verbindet. Von der Magura aus ziehen sich in der Richtung auf Säros die Ketten der
Nordost-Karpathen oder des karpathischen Waldgebirges. In der Mitte des großen
geologischen Beckens, das sich zwischen diesen Gebirgen auf der Ostseite des Comitats
lagert, erhebt sich das Leutschau-Lublauer Gebirge.
Für die Ceutral-Karpathen, die gegen Norden einen coneaven Riesenbogen bilden,
wie für die Niedere Tatra ist es charakteristisch, daß sie von Süden her plötzlich in großer
Steilheit aus den ihnen zu Füßen liegenden Becken emportauchen.
Im Hinblicke auf vorherrschendes Gestein und Formation theilt man die Central-
Karpathen gewöhnlich in vier Gruppen: 1. Die Choeskette (Kalk und Dolomit) in
Liptan, 2. den liptan-galizischen Theil (Granit und Gneiß), 3. die Hohe Tä t ra
(größtentheils Granit) und 4. die Z i p s e r M a g n r a (Sandstein), die südlich von den
Belaer Kalkalpen und nördlich von der Felsenkette der Pieninen begleitet wird.
Der charakteristischeste Theil der Central-Karpathenkette ist die östlich des Koprova-
thales mit dem Krivängipfel beginnende Hohe Tä t r a (Magas-Tätra), an deren nord-
östlicher Grenze der „Thörichte Gern" (Bolond Gerö), ein 2.062 Meter hoher Gipfel der
Belaer Kalkalpen, über dem aus dem Popperthal zum Bialkaflufse führenden Kotlin-
Zsdjarer Thal und Paß Wache hält. Den herrlichsten Anblick gewährt die Hohe Tätra
nach Süden hin, etwa in der Richtung von Popräd (Deutschendorf). Einer riesenhaften
Basteimauer gleich erhebt sie sich vor uns vom nordwestlichen Rande des längs der Popper
sacht ansteigenden Plateaus, und doppelt großartig, weil keine niedrigeren Vorberge
dazwischen liegen, sondern der Koloß ohne jeden Übergang plötzlich aus der Ebene zu seinen
Füßen emporschießt. Die unteren Abhänge der in strenger Majestät dastehenden Gebirgs-
masse sind mit Fichtenwäldern bedeckt, deren dunkles Grün in allerlei Blau hinüberspielt
und aus deren Schooße die Dächer und Erkerthürmchen der verschiedenenCnrorte hernieder-
blicken, während hoch oben die schroffen Felswände mit dichtgereihten, himmelhohen,
zuweilen auch im Sommer mit Schnee bedeckten Gipfeln abschließen. Das Ganze wird durch
die stumpfe Schlageudorser (Szalöker) Spitze (2.453 Meter) in eine östliche und eine
westliche Hälfte getheilt. Und da steht nun hüben und drüben Gipfel gegen Gipfel, Thal
gegen Thal, als hätte die Hand des Schöpfers ein Gebilde von vollkommener Symmetrie
schaffen wollen. Wegen ihrer Nähe erscheint die Schlagendorser Spitze als die höchste,
der sich beiderseits niedrigere, jedoch kühn geformte Hacken anschließen. An den wild-
zerrissenen Bergflanken der zwischen ihnen klaffenden Querthäler sieht man hie und da einen
weißen Schneestreifen entlang ziehen, so namentlich rechts bei der wirklich malerischen
Gruppe der Lomuiczer Spitze und links auf den Abhängen der scharf auslaufenden
Franz Josephs-Spitze. An beiden Flügeln der Bergkette dehnen sich die Abhänge
weithin und verlaufen unmerklich in die Thäler der Popper und Waag.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch