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Preßburg und Wien zogen, sowie der kaiserlichen Heere, die in entgegengesetzter Richtung
marschirten. Alle zogen sie hier durch.
Im Jahre 1803 wurden das Große und das Kleine Comitat gesetzlich vereinigt,
im Jahre 1876 aber hörteu die selbständigen Jurisdiktionen des Districts der 16 Zipser
Städte, der königlichen Freistädte Leutschau und Käsmark, sowie der privilegirten Berg
stadt Göllnitz auf, und es bildete sich endgiltig das heutige Zipser Comitat.
Die Zipser Sachsen. Die Zipser Bevölkerung deutscher Abstammung, etwa
45.000 Köpfe stark, ist in zwei gesonderten Gruppen angesiedelt. Die größere wohnt in
den beiden ehemaligen königlichen Freistädten, den 16 Zipser Städten nnd in 15, durch
das obere und untere Popperthal (Oberland, Unterland) zerstreuten Dörfern. Dies sind
die eigentlichen Sachsen (Zipser). Die andere Gruppe besteht aus den Deutschen der Berg-
städte (Gründlern), Stammes- und Mundartgenossen der deutschen Bergleute im Abaujer
und Gömörer Comitate, nnd gehören nach Paul Hunfalvy der baierisch-österreichischen(ober-
deutschen) Mundart an, während die andere Gruppe einen mitteldeutschen Dialect spricht.
Außerdem gibt es im Norden (Kahlenberg, Altemeierei, Snb-Lechnitz, Laczkova und
Rauschenbach) zwei besondere Sprachinseln von später zum Theil aus Württemberg ein-
gewanderten Schwaben, die aber größtentheils schon slovakisirt sind. Wieder anderen
Ursprungs ist die Bevölkerung von Hobgarten, die von den übrigen Deutschen sogar in
der Schädelbildung abweicht und dem slovakisirten deutschen Element des benachbarten
Säroser Comitats verwandt ist. Die mitteldeutsche Mundart ist von Ernst Lindner
(„Zepserscher Liederposchen"), Rudolf Weber („Zepserscher Liederbronn") nnd noch
Anderen literarisch verwerthet worden.
Die Sachsen vermischten sich im Laufe der Zeiten viel mit anderen Rassen. Die
Männer sind mittelgroß und kräftig, gelangen aber bei dem rauhen Klima, der mühseligen
Lebensweise und kümmerlichen Ernährung spät zur Entwicklung. Immerhin sehen sie
besser aus als die bei schwerer Arbeit rasch welkenden Frauen. Die Schädel sind meist
meso- uud dolichocephal-orthognath, die Haare meist dunkelblond und die Augen brann.
Nnr ani Südfuße der Magura in Bierbrunn, Toportz und Bauschendorf finden sich
schlanke, wohlgeformte, auffallend schwarzäugige Mädchen und stramme Burschen. Die
Sprache der Sachsen nnancirt sich fast in jeder Ortschaft anders. Das niedere Volk spricht
im Allgemeinen Mitteldeutsch, in dem sich viele interessante alte Wörter und Wortformen
erhalten haben, das aber auch zahlreiche slavische und magyarische Elemente aufgenommen
hat. Der magyarische Einfluß, die Vermischung mit den Slovaken, der immer steigende
Verkehr mit häufigem Aus- und Wiedereinwandern, das Alles trägt bei, ihre alten
Charakterzüge immer mehr verschwinden zu lassen. Schon nach älteren Schriftstellern
charakterisiren sich die Sachsen dnrch bedeutende Arbeitsfähigkeit, zähe Ausdauer,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch