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Städte während jener Jahrhunderte entscheidend wurden und die Wirksamkeit derselben
in der Geschichte des vaterländischen Protestantismus und Unterrichtswesens wahrhaft
denkwürdig machen.
Über die Schulen in Eperjes und Bartfeld sind schon aus deu Jahreu zwischen
1530 und 1540 Daten vorhanden, über die von Zeben seit 1568. Bartfeld und
Eperjes beriefen auch aus dem Auslande hervorragende Lehrer; insbesondere war
es Leonhard Stocket, der um die Mitte des XVI. Jahrhunderts die Bartfelder
Schulen in solchen Ruf brachte, daß, als König Maximilian die Errichtung einer
katholischen Hochschule im Oberlande plante, als Sitz derselben eine Zeitlang Bartfeld
ausersehen war. Einige Jahrzehnte genügten, um die Städte des Säroser Comitats zum
größeren Theile protestantisch zu machen. Auch die Kirchen gingen in protestantische
Hände über, welcher Besitzstand sich allerdings im Laufe der Kämpfe sehr häufig änderte.
Mitte des XVII. Jahrhunderts hatten Eperjes, sowie Bartfeld bereits ihre Druckerei, und
angesichts des Umstandes, daß Eperjes an cultureller Wichtigkeit Bartfeld nachgerade zu
überflügeln begann, beschlossen die protestantischen Stände Oberungarns in ihrer 1655
zu Kaschau abgehaltenen Versammlung, in Eperjes eine Hochschule zu errichten. Dies war
der Ursprung des berühmten Collegiums von Eperjes, dessen Geschichte lange Zeit von
Ungemach erfüllt; blieb denn obgleich die Stände unter Benützung vaterländischer und
ausländischer Hilfsquellen den Bau sofort begannen, das Collegium auch bereits 1666
thatsächlich eröffnet wurde und den Grafen Emerich Thököly zu seineu ersten Schülern
zählte, so machte doch die Regierung dem Zustandekommen und der Entwicklung des
Instituts viele Hindernisse, das Gebünde des Collegiums fiel schon nach fünf Jahren in
die Hände der Jesuiten und die Anstalt war eine Zeitlang gleich mehreren anderen
protestantischen Schulen zu einem Wanderleben gezwungen.
Dafür, daß Eperjes sich dem Protestantismus in die Arme geworfen, und noch
mehr für seine Betheiligung an dem Thököly'schen Aufstande, hatte es gegen Ende des
XVII. Jahrhunderts härter zu büßen, als seine beiden Schwesterstädte. Zwar wnßte es
dem Heere des Polenkönigs Sobieski besser zu widerstehen als Zeben, allein nach der
Niederlage des Thököly'schen Heeres erlebte Eperjes alsbald grauenvolle Tage, deren
Erinnerung für immer einen blutigen Schatten auf diese Stadt wirst. Im Jahre 1687 saß
dort, zuerst unter Wallis, dann unter Earaffa, das Blutgericht, dessen Folterungen und
Bluturtheile der Zeitgenosse Johann Rezik, der spätere hochgelehrte Reetor des Collegiums
zu Eperjes, in seinen unter dem Titel ,Immens, Lper^e8iensiZ- (Eperjeser Fleischbank)
niedergelegten Aufzeichnungen am ausführlichsten geschildert hat. Auf dem Rathhanse
wird noch jetzt das Richtschwert gezeigt, das dem Scharfrichter jenes Bluttribunals
gedient haben soll, am oberen Ende der Hauptstraße steht noch das Haus, an dessen Fenster
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch