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polnischen Magnaten, durch die unglückseligen Verhältnisse ihrer Heimath außer Landes
getrieben, gerne Aufenthalt nahmen und in Eperjes mit den Grafen Szirmay und
Klobnsiczky um die Wette ein luxuriöses Leben führten. Eperjes verdankt seinen schönen
Calvarienberg zum großen Theile dem glänzenden Abenteurer Fürsten Radziwil.
Zur Bedeutung von Eperjes trug auch die 1723 errichtete Districtstafel bei, zu der
im Jahre 1840 noch das Wechselgericht kam; mit der Reorganisirnng der Gerichtsbarkeit
hörten dann beide auf. Im Jahre 1816 wird Eperjes Sitz eines griechisch-katholischen
Bisthnms. Dabei hörte die Stadt niemals auf, ein Lieblingsheim der Musen zu sein. Im
Jahre 1673 wurde als Gegengewicht des evangelischen Kollegiums das Jesuiten-
Gymnasium errichtet, das freilich viel Widerwärtigkeiten dmchznmachen hatte nnd sogar
hänfig geschlossen blieb. Mit der Zeit, als die Machtfrage zwischen den beiden Confessionen
in den Hintergrund trat, wurde dann der edle Wetteifer die Hauptsache, und sowohl das
Collegium, als auch das katholische Gymnasium gedieh trefflich; das letztere stand nach der
Aufhebung des Jesuitenordens eineZeitlang unter Leitung der Franziskaner. Das Collegium
wurde sogar ein Sammelpunkt der magyarischen Jugend des Alföld, die ins Oberland ging,
um deutsch zu lernen; da stndirten Lndwig Kosfuth, Gabriel Kazinczy, Josef Szekacs; in
den Vierzigerjahren hielten sich Petöfi, Tompa und Kerenyi da auf und traten hier einmal
sogar in poetischen Wettstreit; mehrere anmuthige Lieder Petöfis sind in Eperjes entstanden.
Die Stadt ist rings von blühenden Gärten, weiterhin von dichtbelaubten Hügeln
und Lehnen umgeben; ihren Horizont schließen im Norden der Säroser Schloßberg, nnd die
kühnen Kegelformen der Wartberge (,8li-Ä?soIi"), die gegen Südosten die höchsten Gipfel
der Eperjes-Tokajer Bergkette sind; im Südwesten ist einer der hingereihten Hügel der
malerisch ausgestattete Calvarienberg, der eine herrliche Aussicht bietet; weiter südlich aber
gelaugt man zur Heilquelle des St. Ladislausberges, in deren Nähe ein Obelisk an die
Begegnung jener drei Dichter erinnert. An Heilquellen ist die Umgebung von Eperjes reich.
Im Thale hinter dem St. Ladislansberg sprudelt die Borkut-Quelle; in den Hügeln
zwischen den Thälern der Tärcza und Szinye liegt das Bad Czemete, das nenerdings
Fortschritte macht, und an der Straße nach Bartfeld das Bad Sebes. Mit seiner
Ostseite stützt sich Eperjes an den sogenannten Tabor-Berg, dessen niederes Plateau
zur Zeit Ferdinand I. den Schaaren des Leonhard Fels und später den Thököly'schen
als Lagerplatz diente.
Über den Häusern der Stadt erhebt sich stolz die Domkirche, deren Thurm
allerdings infolge eines dnrch Blitzschlag entstandenen Brandes stumpf erscheint. Im
Mai 1887 wurde Eperjes durch eine furchbare Feuersbrunst verheert; fast gleichzeitig
mit Nagy-Karoly und Toroczkö. Seitdem ist ein großer Theil der Stadt neu aufgebaut,
doch hat ihr Äußeres trotzdem fast durchweg seine charakteristische Alterthümlichkeit bewahrt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch