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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (6), Band 21
Seite - 361 -
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361 Die ungeschliffene, aber starke Phantasie des Slovaken bekundet sich auch in seiner Sagendichtung und besonders seinem Aberglauben. Es gibt in Säros kaum einen Felsen oder eine Ruine von etwas phantastischer Form, an die der Volksglaube nicht irgend eine Sage knüpfte. Der Held der Sage ist in der Regel der Teufel, dem sich Jemand verschrieben und den er dann betrogen hat. Die Tänze der Säroser Slovaken sind, wie ihre Lieder, nicht immer Original, sie lieben auch Csardas, Walzer und Polka in irgend einer Verballhornung. Ihren eigenen slovakischen Tanz tanzen sie in einförmigem Takte zur Musik ihrer Volkslieder, auf einem und demselben Fleck, mit leisem Vibriren, unter kurzem Gestampfe mit den Absätzen und einem Sprung nach rechts und links, wobei der Tänzer seine Tänzerin von Zeit zu Zeit mit erhobener Hand eine Umdrehung machen läßt. Gewöhnlich inachen sie beim Tanzen ein ernstes, feierliches, mitunter sogar betrübtes Gesicht; erst wenn sie ihren tüchtigen Schluck Branntwein gethan haben, folgt das Juchzen, Singen uud Courbettiren. Tanz bildet auch den Schluß des Erntefestes, bei dem die Slovaken einen reich bebänderten, mit Sträußchen besteckten Ährenkranz in den Herrschaftshof bringen, zu Gruß und Zntrnnk. Bei solchen Festen mischen sich oft auch die Jüngeren der herrschaft- lichen Familie in den Tanz der Feldarbeiter beiderlei Geschlechts und geben sich der Freude an der beendeten Arbeit hin. Überhaupt war in Säros das Verhältniß zwischen Herrschaft und Bauer in früherer Zeit und sogar noch lange nach Aufhebung der Leibeigenschaft höchst gemüthlich nnd patriarchalisch. Die anhängliche, der Abhängigkeit geneigte Natur des Slovaken trug viel dazu bei. Jetzt hat sich gar Vieles geändert, die Bande der Anhänglichkeit sind gelockert, auch hat ein großer Theil der Grundbesitzer seinen Besitz verkauft oder verpachtet. Denn auch die gebildete Gesellschaft des Comitats hat eine große Umwandlung erlitten. Die alte adelige Classe, die auch noch nach Aufhebung des ständischen Wesens eine Zeitlang die unumschränkte Herrschaft im Comitate ausübte, verlor durch die Änderung der Verhältnisse, durch Verarmung zahlreicher Edelleute oder weil sie ihre Thätigkeit aus dem Kreise des Comitats hinausverlegt hatte, wenn auch nicht ihre führende Rolle, doch jedenfalls einen großen Theil ihres gesellschaftlichen Gewichtes; und in diese entstandene Lücke trat alsbald jenes städtische, bürgerliche Element, das durch die Umwandlung der drei königlichen Freistädte zu Städten mit geordnetem Magistrat und durch ihre Verschmelzung mit der Jurisdiktion des Comitats auch rechtlich zum Theilhaber des öffentlichen Lebens im Comitat geworden war. Nirgends vielleicht ging diese Verschmelzung so rasch, glatt und vollkommen vor sich, wie in Säros, in dessen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (6), Band 21
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (6)
Band
21
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1900
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.25 x 21.79 cm
Seiten
500
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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