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Grundbesitzerclasse des Comitats trifft. So bei den mit gutem Erfolg veranstalteten
Hetzjagden der Gälßecser Gegend, zu Sarospatak und im Bodrogköz, dann bei den
Treibjagden und Wasserjagden, die an vielen Punkten abgehalten werden. Ebenso dient die
Fischerei nur dem örtlichen Bedarf, obgleich in den Flüssen Laborez und Latorcza mitunter
mächtige Welse gefangen werden. Früher gab es im Bodrogköz massenhaft Moorgruudelu,
die zur täglichen Nahrung des Volkes gehörten; jetzt sind auch diese rar geworden.
Ans industriellem Gebiete ist die große Zuckerfabrik und Raffinerie zu Szereucs
fast das einzige Unternehmen im Comitate, das auf dem hohen allgemeinen Niveau
steht. Sie vermag aber nicht nur den Bedarf von Oberungarn zudecken, sondern exportirt
auch nach den Theilen Galiziens, die den österreichischen Zuckerfabriken ferner liegen. Da sie
für die Verarbeitung einer Million Metercentner Zuckerrüben eingerichtet ist, beschäftigt
sie die landwirthschaftliche Thätigkeit eines großen Umkreises und hebt zugleich in Szerencs
Handel und Gewerbe. Außer dieser Fabriksanlage gibt es an laudwirthschastlicheu Jndnstrie-
uuternehmnngen im Comitate noch sieben Spiritussabrikeu und fünf größere Dampfmühlen,
die jedoch nur wenige Arbeiter beschäftigen und mir von loealer Bedeutung sind. Wichtiger
ist die Dampfmühle zu Szeg, deren Mahlfähigkeit sich auf 56.000 Metercentner jährlich
belaufen dürfte; sie kauft das Getreide der Gegend auf und setzt ihr Produet nicht nur im
Comitat und den Nachbarcomitaten, sondern unter günstigen Handelsverhältnissen zum
Theil auch im Auslande ab. Staatliche Industrieanlagen gibt es im Comitate zwei, in
Sätoralja-Ujhely, und zwar eine Tabakfabrik mit 500 und die Reparaturwerkstätte der
Staatsbahnen mit 300 Arbeitern, die aber beide nur für den Staat arbeiten. Ebenda
besteht auch eine Cognacfabrik und eine Unternehmung für elektrische Beleuchtung und
Kraftübertragung. Außer der schon erwähnten Mühlsteinfabrik zu Sarospatak und
einzelnen Steinbruchbetrieben sind noch die Möbelholzfabrik zu Kis-Kemeucze, die Fabrik
für gebogene Möbel und Schindeln zu Varchöcz, die Zündhölzchen- und die Cognacfabrik
zu Tokaj und die Petroleumraffinerie zu Mezölaborcz, obgleich alle von kleinerem
Zuschnitt, doch noch den Unternehmungen der Großindustrie zuzuzählen.
Am Verwaltungssitze des Comitats zu Sätoralja-Ujhely und in anderen größeren
Ortschaften, wie in Szerencs, Sarospatak, Tokaj, Nagy-Mihäly, Homonna, Varannö,
Galszecs, ist zwar jeder Gewerbezweig durch tüchtige und ausgebildete Handwerker
vertreten, die dem örtlichen Bedürfniß vollanf genügen, dem Wettbewerbe mit der
fortschreitenden Großindustrie sind sie jedoch nicht gewachsen.
In neuerer Zeit wenden sich die Bestrebungen mehr der umfassenderen Entwicklung
der Hausindustrie zu. Das Zempliuer Comitat besitzt eine zwar nicht entwickelte, doch
in ziemlich weitem Kreise betriebene Hausindustrie, die wohl zumeist nur für den häuslichen
Bedarf des Volkes arbeitet, doch an mehreren Punkten des Comitats auch auf dem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch