Seite - 372 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (6), Band 21
Bild der Seite - 372 -
Text der Seite - 372 -
372
Markte erscheint. In den südlichen Gemeinden beschränkt sich dieses Hausgewerbe auf das
Weben und Bleichen von Leinenwaaren und das Anfertigen verschiedener landwirthschast-
licher Geräthe, in der gebirgigen Nordgegend aber erstreckt es sich auf sämmtliche Bedarfs-
artikel, selbst auf die Möbel und Kleider. In der Szinnaer Gegend wird nicht nur alles
Weißzeug, sondern auch der Haliuastosf für die Oberkleider und auch die Guba
(Grobtuchmantel) im Hause erzeugt. Ja, die Halina sowohl, als auch die schön gebleichte
Leinwand nebst Leinenwaaren kommen auch auf den Markt. Im mittleren Theile des
Comitats, in der Gegend von Terebes, wird auch sehr gutes und überaus dauerhaftes
Tischzeug verfertigt. In der Gegend von Deregnyö und Räska ist die Böttcherei allgemein,
in Karäd und Czigand macht man Pferdekotzen, in Czigänd und Nagy-Geres Backkörbe
(„Simperln"), Körbe, Matten und Bienenkörbe, mit denen starker Fernhandel getrieben
wird. Überhaupt ist im ganzen Bodrogköz die Flechterei von Matten und verschiedenen
Schilfartikeln, sowie neuestens auch die Korbflechtern in weiten Kreisen verbreitet. In
Sätoralja-Ujhely und Tokaj gibt es auch Werkstätten für Korbflechterei. Geeigneter
Rohstoff für Zwecke des häuslichen Gewerbes ist reichlich vorhanden. Die Holzproductiou
der Wälder, die Binsen und Schilfarten der sumpfigen Gegenden, die schönen Weiden-
ruthen, dann der für Töpferei besonders geeignete Thon, ja selbst die stellenweise
vorkommende Kaolinerde für Porzellanfabrication, die mannigfaltigen Gesteine und
namentlich Trachyte, der in der Hegyalja vorkommende schwarze und rothe Obsidian,
Achat und Jaspis, endlich die dem Hanf- und Flachsbau günstigen Verhältnisse sind
ebensoviele Bürgschaften für das Gedeihen einer umfassender entwickelten Hausindustrie.
Der Handel hat blos locale Bedeutung. Der große Durchzugsverkehr längs des
Eisenbahnnetzes läßt im Comitate selbst keine Spuren zurück und schafft keine großen Märkte.
Die vielen und belebten Jahrmärkte, die im Comitate abgehalten werden, bewegen sich
nur im Kreise des örtlichen Bedürfnisses. Die Zahl der Geldinstitute im Comitate
(Sparcassen und Banken) beträgt 15. Die Bevölkerung ist in der unteren Hälfte des
Comitats, namentlich in der Hegyalja und dem Bodrogköz, rein magyarisch, während
die nördliche Gebirgsgegend größtentheils von Slovaken und Rnthenen (hier Nüssen
genannt) bewohnt wird, unter denen jedoch, besonders in den größeren Gemeinden,
fast überall auch Magyaren in größerer oder kleinerer Zahl wohnen.
Die Umgebung der Eisenbahnen und öffentlichen Straßen, sowie die Ufer der Flüsse
und Bäche, die ein Netz über das ganze Comitat bilden, sind mit kleineren und größeren,
oft malerisch gruppirteu Dörfern bedeckt. Auch in der Südgegend des Comitats gibt es
viele Gemeinden, doch sind diese meist von mittlerer Größe; in der oberen Gegend jedoch
ist die großeZahl von kleinen, kaum aus ein paar Häusern bestehenden Dörfern, mit oft nicht
einmal 100 Einwohnern, auffallend. Indeß sind auch die größeren Ortschaften zahlreich
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch