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ist die reformirte Hochschule, die sich schon im vierten Jahrhundert ihres Bestandes
befindet. Susanna Loräntssy sicherte die Zukuust dieser Lehranstalt durch eine
große Stiftung. Zur Zeit und auf Anordnung der Sophie Bathory gelangte sie für kurze
Frist in die Hände der Jesuiten, doch wußten ihre früheren Besitzer sie bald zurück-
zugewinnen nnd sie blieb nach wie vor eine der bedeutendsten Hochschulen der ungar-
läudischeu Reformirten. Sie hat ein Gymnasium, eine theologische und eine juridische
Facultät, sämmtlich stark besucht, und dazu kam früher noch die Lehrerbildungsanstalt, die
im Jahre 1869 verstaatlicht wurde. Mit ihrer Bibliothek von über 40.000 Bänden, ihren
reichen physikalischen, naturgeschichtlichen, schönwissenschaftlichen uud archäologischen
Museen, ihrem vielbesuchten Convict, dem Spital, der Turnanstalt, dem schönen und
umfangreichen Parke, mit ihren verschiedenen Unterstützungsfonds für Studireude, ihrer
Buchdruckerei und ihren Zeitungen ist sie eine der bestausgestatteten Hochschulen, deren
Entwicklung und Fortbestand außer der Unterstützung durch die reformirte Glaubens-
genossenschaft auch durch verschiedene ältere und einen neueren, in der zweiten Hälfte des
XIX. Jahrhunderts von Frau Maria Pälöczi-Horväth gewidmeten Stiftungsfonds und
einen namhaften Grundbesitz gewährleistet ist. Viele hervorragende Männer der ungarischen
Wissenschaft und Literatur haben hier als Professoren gewirkt oder als Zöglinge ihre
Ausbildung erhalten. Um nur einige zu erwähnen, sei auf Amos Comenins, den großen
Reformator des Schulunterrichts, auf deu berühmten Rechtsgelehrten Alexander Kövy und
den Dichter und Philosophen Johann Erdelyi verwiesen, die hier lehrten, während unter
den Studireudeu Namen wie Franz uud Gabriel Kaziuezy, Andreas Fay, Ludwig Kossuth,
Bartholomäus und Nikolaus Szemere, Michael Tompa und noch viele andere zu nennen sind.
Südlich von Saros-Patak liegt das Dorf Bodrog-Olaß i mit schönem Schlosse
des Grafen Elemer Lonyay, und weiter unten der hübsche Flecken Olaß-Lißka, beide
bemerkenswerth, weil ihre ersten Ansiedler jene italienischen Weinbauern waren, die unter
den Ärpädischen und Anjon-Königen die Weingärten der Hegyalja anlegten und den Grund
zu deren erfolgreichem Betrieb und Aufblühen legten. Nordwestlich von Lißka liegt sehr
hübsch der weinberühmte und recht saubere Flecken Tolesva, zu dessen Merkwürdigkeiten
ein hier befindlicher großer Keller des königlichen Hofes gehört. Südwestlich von Tolcsva
erscheint in reizender Thalbncht der Flecken Erdö-Benye, von waldigen Höhen umgeben,
deren Abhänge gleichfalls treffliche Weine liefern. Zwischen den beiden, die Häuserreihen
überragenden Kirchen erblickt man eine schloßartige Curie, unter der sich einer der
größten Keller der Hegyalja befindet. Dieser in den Fels gehöhlte Keller ist ein förmliches
Labyrinth. Seine 22 Gänge sind lauter Felshöhlungen ohne alle Gewölbmauerung und
ziehen in Stockwerken übereinander hin. Es können da 2000 Faß Wein eingelagert werden.
Die andere Merkwürdigkeit der Stadt ist das etwa eine halbe Stunde entlegene Bad. Es
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch