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leben und sich als Bauern besser stehen. Sie haben eine starke Neigung zu Arbeit und
Vermögenserwerb. Das „russische", das heißt rutheuische Volk, das ohue Ausnahme
der griechisch-katholischen Kirche angehört, bewohnt die höher gelegene Gebirgsgegend.
Dort nistete sich vor Jahrhunderten das bescheidene, im höchsten Grade unterwürfige
Völkchen der Rutheueu ein und ist noch heute so arm, wie damals.
Der Comitatssitz ist Ungvär, eine Stadt mit geordnetem Magistrat und über
12.000 Einwohnern. Es liegt sehr hübsch am Fuße der Hügel, zu denen die Masse der
Nordost-Karpathen, stufenweise abwärts ziehend, im Süden- zusammenschrumpft. Die
Häuser verbreiten sich über beide Ufer des Ungflußes, wo das Uugthal sich in die Ebene
öffnet, und zwar auf drei Hügeln. Auf dem östlichen steht die alte Burg, auf dem südlichen
die Residenz und Domkirche des griechisch-katholischen Bischofs, auf dem westlichen das
Comitatshaus. Alle drei Gebäudegruppen ragen hoch über die unterhalb hingebreitete
Stadt empor.
Hinter der Stadt erhebt sich der Calvarienberg, zugleich Wallfahrtsort. Von hier
aus erblickt man im Osten die blauen Szerednyeer-Berge und hinter ihnen den Mnnkaeser
Burgberg, im Westen die fernen Zempliner-Berge, namentlich das Sätorgebirge bei
Sätoralja-Ujhely, im Süden die unabsehbare Ebene des Alsöld, und gegen Nordosten
zwischen dunklen Bergen das reizende Thal des Ung mit der an diesen Fluß
vorspringenden Burgruine von Nyeviczke.
Die Ungvarer Burg steht am östlichen Ende der Stadt, auf einer der letzten Höhen
des Gebirges. Nach dem Anonymus Notarius des Königs Bela fanden die Magyaren
bei der Landnahme hier am Uugfluße bereits eine Burg vor, die durch den Slavenführer
Laborcz vertheidigt wurde. Dieser verließ dann die Burg und flüchtete in der Richtung
nach Zemplin, wurde aber von den verfolgenden Magyaren an dem nach ihm benannten
Flusse getödtet. Ärpad soll längere Zeit auf der Burg geweilt haben, die nach dem Aus-
sterben des Ärpädenhauses als königliche Donation an Johann Drugeth fiel. Die jetzige
Burg wurde in ihrer mittelalterlichen Gestalt von den Drugeth im XIV. Jahrhundert
erbaut. An diese erinnern noch jetzt die sieben Amseln und drei Schnallen des Drngeth'schen
Wappens über dem inneren Thoreingange der Burg. Nach dem Aussterben der Drugeth
wurde sie dem Grafen Nikolaus Bercsenyi verliehen, der im Innern einen Palast in
Viereckform erbauen ließ. Dieser war ein förmliches Museum und enthielt die werthvollen
Sammlungen des hochgebildeten Magnaten: Bildergallerie und Knpferstichsammlnng,
die reiche Bibliothek, ein chemisches Laboratorium, Eollectionen von Waffen und
Antiquitäten. Überhaupt war der Palast glänzend eingerichtet und die Hofhaltung von
königlicher Pracht. Nach der Knrnczeuzeit jedoch war in den Gebäuden der Burg Militär
kaferuirt, bis Maria Theresia sie im Jahre 1775 dem nach Ungvär verlegten griechisch-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch