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eine griechisch-katholische Mädchen-Bürgerschule und eine Fachschule für Thon-
industrie.
Die Römisch-Katholischen besaßen in Uugvär schon im Jahre 1332 Kirche
und Pfarrhaus. Nach dem Verfall der alten Kirche wurde 1762 der Grund zu der
jetzigen gelegt. Die Reformirteu, denen ihre alte Kirche zu Ende des XVII. Jahr-
hunderts weggenommen worden, erhielten im letzten Zehntel des vorigen Jahrhunderts
auf Betreiben der Comitatsstände und Vermittlung des Reichstages durch königliches
Rescript die Erlaubnis, sich auf dem Grundstück neben dem Comitatshanse eine neue
Kirche zu erbauen. Viel hat die Kirche der Frau Maria Pälöezi-Horvath zu danken,
welche sämmtliche reformirte Kirchen im Comitate Ung reich mit Legaten bedacht hat.
Auch die Anhänger der griechisch-orientalischen Consession haben ihre eigene Kirche,
doch ist ihre Zahl schon so zusammengeschmolzen, daß sie sich keinen Priester mehr
halten, sondern nur manchmal von dem griechischen Priester von Miskolcz besucht
werden. Die Juden haben ihre alte Synagoge und, da ihre Zahl groß ist und stetig
zunimmt, noch einige Bethäuser.
Erwähnenswerthe öffentliche Gebäude sind noch die 1898 erbaute Fiuanz-
direetion am weitläufigen Sasplatze, die griechisch-katholische Lehrerbildungsanstalt, das
Institut für verwaiste Priestertöchter, die Franz Josephskaserne der gemeinsamen und die
Rndolfskaferne der Honvedarmee, das zweistöckige Truppenspital, das städtische allgemeine
Krankenhaus, mit jährlich 2.500 bis 3.000 Kranken, neuerdings durch das Cultus- und
Unterrichtsministerium auch mit einer Hebammenlehranstalt verbunden. In jüngster Zeit
wurde auf dem Grunde dieses Krankenhauses auch ein besonderes Gebäude für Geistes-
kranke errichtet.
In den letzten Jahren haben sich mehrere Straßen der Stadt sehr verschönert und
längs der hübschen neuen Wohnhäuser sind Asphalttrottoirs gelegt. Für den Verkehr ist
es von großem Vortheil, daß das Ärar 1897 über den Ungfluß, der die Stadt in zwei
Theile theilt, eine eiserne Brücke erbauen ließ.
In neuerer Zeit haben auch Gewerbe und Handel einen stärkeren Aufschwung
genommen. Da Ungvär nahe der Grenze liegt, hatte es stets einen regen Verkehr mit
Galizien. Die Uugvarer Märkte waren in älterer Zeit sehr besucht, die Pferde- und Vieh-
märkte sind auch jetzt bedeutend. Auch eiuige Gewerbezweige von Ungvär genießen von
altersher einen guten Ruf. Einst waren die Gerber, Csizmenmacher, Schneider, Kürschner,
Töpfer und Knopfmacher berühmt; jetzt beginnt namentlich das Wagner-, Radmacher-
uud Hafnergewerbe aufzublühen. Eine ständige größere Fabriksindustrie hat die Ungvärer
Möbelfabriks-Aetiengesellschast ins Leben gerufen, die 400 Arbeiter beschäftigt. In der
Holzniederlage der Staatsdomäne besteht eine bedeutende Sägewerkanlage. Auch die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch