Seite - 401 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (6), Band 21

401 glieder der Ungarischen historischen Gesellschaft ein Bruchstück des historischen Gedichtes: viactala« (Der Kampf von Szabäcs) aus dem Jahre 1476 entdeckt, dessen Original sich jetzt unter den Schätzen der Sammlung ungarischer Sprachdenkmäler im ungarischen Nationalmuseum befindet. Der Hanptort dieser Gegend ist die Doppelgemeinde Kis- und Nagy-Kapos, ein Marktflecken, zu dem noch das ganz darangebaute Dorf Csepely gehört. Nagy-Kapos spielte im Comitatsleben eine bedeutende Rolle und die Stände des Comitats hielten eine Zeit lang ihre Beamtenneuwahlen und Generalversammlungen meistens hier ab. Während der Religionswirren sah Nagy-Kapos große Truppenbewegungen. So fand hier im Jahre 1684 in Gegenwart des Fürsten Emerich Thököly eine Comitatsversammluug und Beamtennenwahl statt. In Nagy-Kapos war es auch, wo Emerich Thököly auf der Reise von Ofen nach Mnnkäcs, um sich mit Helene Zrinyi, der heldenmüthigen Witwe Franz Raköczis I. zu verheiraten, die glänzende Hochzeitsgesellschaft empfing, mit der seine Braut Helene Zrinyi, die auch ihr Söhnchen Franz Räköczi II. mit sich führte, ihm von Mnnkäcs entgegenzog. Jetzt ist Nagy-Kapos Bezirkssitz. Der treffliche Dichter Johann Erdelyi ist hier geboren und durch eine steinerne Jnschristtasel in der Mauer der resormirten Kirche verewigt. In Kis-Kapos hat die Prämonstratenser-Probstei von Leleß eine schöne Muster- wirthschaft. Eine größere Gemeinde in diesem Comitate ist noch Csap, der Knotenpunkt von vier Linien der ungarischen Staatseisenbahn, die hier nach verschiedenen Richtungen abgehen. Die Ruthenen. Unter den Nationalitäten Ungarns bilden die Rnthenen ein interessantes Volks- fragment. Längs der Nordost-Karpathen, von der Linie des Dnklaer Passes bis zur Quellgegend der Theiß spielt sich ihre dürftige Existenz in den rauhen Thälern der fünf Comitate Säros, Zemplin, Ung, Bereg und Maramaros ab, in steter Berührung und Vermischung mit den Slovaken im Westen, den Magyaren im Süden und den Rumänen ini Osten. Nach allgemeiner Annahme sind diese Rnthenen schon bei der Landnahme mit den Magyaren oder wenigstens doch unter den Ärpäden eingewandert. Urkundlich sicher ist, daß unter den Ärpäden wirklich Rnthenen eingewandert sind, doch ließen sich diese nicht hier im Oberlande nieder und verschmolzen im Laufe der Zeit völlig mit der Nachbar- bevölkerung. Auch die heutigen Rutheueu haben unter der ganzen nichtmagyarischen Bevölkerung Ungarns die geringste Widerstandskraft. Sie verlieren allen drei benachbarten Volks- Ungarn V/2. 36