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trägt zu wenig, um davon leben zu können. Überdies machte der Eisenbahnverkehr auch
dem Fuhrmanns- und Flößergewerbe ein Ende, wodurch das Volk seinen letzten Erwerbs-
zweig verlor. Unter dem Zusammenwirken all dieser kritischen Verhältnisse verfielen die
Ruthenen in immer tieferes Elend, das durch die Mißernten des letzten Jahrzehntes bis
zur Noth gesteigert wurde.
Diese allgemeine Verarmung sieht man der ohnehin ärmlichen Tracht des rnthenischen
Volkes, sowie seinen jammervoll eingerichteten Wohnstätten nur zn deutlich an. Seine
griechische Religion impft zwar seiner Natur den Grundsatz des Nichtänderns und Nicht-
ändernwvllens ein, allein der harte Druck seiner unendlichen Armuth einerseits, und
andererseits der Einfluß der Bildung, die heutigen Tages bis in die verstecktesten Winkel
dringt und ihre alles ausgleichende Macht auch den Ruthenen fühlen läßt, entkleiden ihn
langsam, aber merklich seiner äußeren und inneren Originalität. Nichtsdestoweniger kann
der aufmerksame Beobachter unter den Ruthenen noch jetzt fünf, mehr oder weniger
abweichende Gruppen unterscheiden. In Maramaros allein scheiden sie sich in drei Gruppen.
In der Verchoviua, dem oberen gebirgigen Theile des Comitats, von dort angefangen, wo
der Hafer den Mais verdrängt, bis audieGrenze hinan, wohnendieHnznlen und Bojken,
und niederwärts die Blyachen. DieHuzuleu sitzen im nordöstlichen Zipfel von Maramaros,
von den Theißquellen hinab bis Trebnsa; die Bojken im nordwestlichen Theile von
Maramaros, vomTaraezbach hinab bis Ganya, am Talabor bis Kövesliget und längs des
Nagyäg bis Alsö-Bißtra; die Blyachen von Trebnsa bis Hußt und Dolha, in den Thälern
des Nagyäg, Talabor und Taraez aufwärts bis zur Linie der Bojken. Die Bojken erstrecken
sich auch auf die Verchoviua des Bereger und Unger Eomitats hinüber, in die oberen
Thäler des Laborcz und seiner Nebenflüsse bis Almainezö, Hänykovicza, Uklina und weiter
durch den obersten Theil des Ungflnfses und seiner Zuflüsse mit ihren paar Dörfern, bis
in die nordwestliche Ecke des Comitates Ung hinauf. Westlich von ihnen und den Blyachen
wohnen die Ruthenen der Eomitate Zemplin und Saros, die Lemakeu. Echte Lemaken
sind nur die Ruthenen von Zemplin und Säros; zwar heißen auch die von Bereg und Ung
unter sich Lemaken und in Bereg sogar Dieskas, allein die Urkunden bezeichnen sie als
vulaki, somit gehören diese wenigstens der Abstammung nach noch zu den Blyachen
von Maramaros.
Diese Gruppen, deren Benennungen im Volksmunde leben, findeu sich auch bei den
benachbarten galizischen Ruthenen. Die Huzulen abwärts der Theißquellen bilden gleichsam
die Fortsetzung der in gleicher Linie mit ihnen bis zum Limnyeiafluß wohnenden
galizischen Huzulen; ebenso sind auch die Bojken zwischen den Flüssen Taraez und Ung
die Fortsetzung der galizischen Bojken zwischen der Limnyeia und der Solina, und nicht
minder dieLemaken desZempliner undSaroser Eomitats die Fortsetzung der westlich vom
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch