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auf und fällt bei Mezö-Vari in die Theiß. Seen gibt es im Comitat keine, wohl aber in
seinen ebenen Theilen, namentlich im Süden, ausgedehnte moorige, sumpfige Gebiete.
Das bedeutendste ist der 28.684 Joch große Szernye-Snmpf (früher Nagy-tö, große
See) zwischen Beregßaß und Mnnkacs, dessen Entwässerung 1874 eingeleitet wurde und
jetzt so weit gediehen ist, daß er schon zn landwirthschaftlichen Zwecken dient. Üppige
Heuwiesen und Viehweiden, reiche Weizenfelder prangen auf Strecken, wo noch vor
wenigen Jahren nnr Morast und Wasser zu sehen war nnd das durchsickerte Gebiet
höchstens iu den inneren Theilen des Sumpfes einiges Grün von Erlengruppen aufwies.
Ehemals wurden hier von den Bewohnern der umliegenden Ortschaften viel Fische und
Schildkröten gefangen. In früherer Zeit war es ein unvergleichliches Schauspiel, wenn
die durch lauge Sommerhitze ausgedörrten Torfflüchen nnd Nohrdickichte aus irgend einer
Ursache Feuer fingen und Wochen-, ja monatelang Tag und Nacht mit unauslöschlicher
Flamme brannten. Oft genug kam es vor, daß nicht nur die im Moore hausenden Thiere,
sondern auch Hirten, denen die Flucht abgeschnitten war, dem Brand zum Opfer fielen. Große
morastige Flüchen wurden auch auf dem Töhät und längs des Verkebaches trockengelegt.
Die Bevölkerung ist größtentheils magyarisch und rnthenifch; dann sind die
Deutschen am zahlreichsten; Slovaken gibt es nur in sehr geringer Zahl.
Die Nutheneu, 8l.900 an der Zahl, sind namentlich in der nordöstlichen Hälfte
des Comitats überall in der Mehrheit. Da sie nicht nur die Grenze am Fuße des Beskid,
sondern auch Theile der unteren Gegend, längs der Latoreza und Borzsa bewohnen, sind
sie je nach den Gegenden in Sitten und Charakter sehr verschieden. Die Nnthenen der
unteren Gegend und der Borberge, so im Borzsathal und von der Mnnkaeser Gegend bis
Beregßaß hin, haben sich in Sitten und Tracht schon so ziemlich den unter ihnen
wohnenden Magyaren angepaßt, ja die jüngeren sprechen sogar schon ungarisch. Die
„Russen" vou Homok, Csoma, Räkos, Balazser und Jäuosi sind kaum von den dortigen
reformirten Magyaren zu unterscheiden; anch ihre Häuser und Höfe sind ganz gleich.
Die magyarischen Einwohner, etwa 80.000 Köpfe, wohnen besonders auf den
fruchtbaren Ebenen im Süden und Südwesten des Comitats, wo sie blühende Gemeinde»
bilden. Ihre Dörfer siud hübsch, die Häuser iu regelmäßige» Reihen gebaut.
Die Deutschen zählen 19,418 Köpfe. Ihre Felder sind von geringer Ausdehnung,
aber sehr zweckmäßig bewirthschaftet, auch ist der Wohlstand ziemlich allgemein. Ihre
Vorfahren wurden nach 1730 durch den Grafen Friedrich Karl Schönborn, Bischof von
Bamberg uud Würzburg, hier angesiedelt, der anf der ihm verliehenen ungeheueren
Munkäcser Domäne die dnrch die Räkoczi'fchen Kriege nnd die Pest verheerten Ortschaften
wieder bevölkern wollte. Es kamen damals 197 deutsche Familien ans Franken nnd der
Rheingegend herein.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch