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Das Thal des Kis-Pinye trifft bei Polena mit dem Thale des Nagy-Pinye-Baches
zusammen. In diesem liegt das Dörfchen Dombostelek, mit interessanter griechisch-
katholischer Holzkirche. Ähnliche Holzkirchen kommen übrigens im Bereger Comitat auch
anderwärts vor, so in Jglencz bei Bereg-Szent-Miklos, dann in Gorond bei Munkäcs.
Wir kehren nun aus dem hohen Gebirge nach Munkäcs zurück und begeben uns in
südlicher Richtung, an dem Szernye-Snmpfe vorbei, nach Beregßäß.
Die Stadt Beregßäß ist Sitz des Comitats und liegt an beiden Ufern des Verke-
flüßchens, in sehr ergiebiger Niederung. Diese ist im Norden von niedrigen Trachyt-
bergen umgeben, die guten Wein und Alaungestein liefern. Zur Zeit der Ärpädischen
Könige war es von Sachsen bewohnt und hieß Lampertßäß. Die Tataren zerstörten
und entvölkerten es im Jahre 1241, worauf Btta IV. es neu besiedelte und der Stadt
Vorrechte und Freiheiten verlieh. Im Jahre 1271 wurden diese durch Stephan V., der
wiederholt hier weilte, bestätigt. Ludwig der Große und seine Mutter Elisabeth erweiterten
im XIV. Jahrhundert die früheren Privilegien, und Elisabeth hielt hier sogar Hof. In
einem königlichen Refcript von 1507 wird die Stadt auch schon als »Livitss nostra
Lei-eZIi?»? alias I^,ux>i-e<:tit?a?g/ erwähnt, und von dieser Zeit an verliert sie immer
mehr ihren alten Namen und wird Beregßäß genannt. Im Jahre 1566 wurde sie von
den Tataren verbrannt und verheert, viele Einwohner in die Sklaverei geschleppt. Dann
kamen die oft wechselnden Herren der Mnnkacser Feste, die Büdy, Magöcsy und Nikolaus
Esterhäzy, und brandschatzten die Bevölkerung, die sie als ihre Leibeigenen betrachteten.
Gabriel Bethlen, Fürst von Siebenbürgen und Herr von Munkäcs, verfuhr glimpflicher,
als die Stadt in seine Hände fiel; er förderte auch die Schulen und unterstützte die
Protestanten immer mehr, wie denn auch bei der Entwicklung des Protestantismus die
Stadtbewohner großeutheils deu neuen Glauben annahmen, während die fünf bis dahin
in Beregßäß bestandenen Mönchs-Ordenshänfer sammt ihren Besitzungen eingingen. Im
Jahre 1657 fielen polnische Schaaren ins Land ein, verwüsteten Munkäcs und dehnten
ihre Streifzüge bis hieher aus; die Stadt wurde schonungslos verbrannt uud geplündert.
Im Jahre 1686 kam neues Verderben; Andreas Radics, unter Helene Zrinyi Com-
mandant von Munkäcs, hatte nämlich erfahren, daß eine Schaar von Labanezen in
Beregßäß lagere, da erschien er plötzlich mit einer starken Kuruczeumacht, stürmte die
Stadt und schlug die Labauczeu aufs Haupt. Dabei litt die Stadt schweren Schaden, auch
die römisch-katholische Kirche, ein gothischer Bau des XIII. Jahrhunderts, brannte ab und
wurde erst 1839 wieder aufgebaut, freilich mit Verlust des größten Theiles ihrer alten
architektonischen Sehenswürdigkeiten.
Erst in den Fünfziger-Jahren begann Beregßäß sich in stärkerem Maße zu heben.
Im Jahre 1880 brannte der Marktplatz sammt dem Comitatshause ab, worauf später an
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch