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in den Besitz der Fürsten von Siebenbürgen über, nnd 1570 gehörte das Coinitat schon zu
den an Siebenbürgen angegliederten »partes". Es wurde indeß 1703 endgiltig wieder
zum Mutterlande geschlagen. Während der Kriege Franz Räköczis II. stellte es diesem
Fürsten 4.000 Mann zu Fuß und 800 Reiter. Nach dem Szatmärer Frieden wurde ein
großer Theil seines Gebietes wieder Krongut, beziehungsweise zum Theil ärarischer Besitz.
Der Comitatssitz Märamaros-Sziget liegt auf einer Halbinsel zwischen der
Theiß und Jza, die sich hier vereinigen, und zwar mitten in einer sehr schönen, ausgedehnten
Thalebene, zu der verschiedene Bergkolosse, im Norden die Apeczka, im Osten der Pop-
Jvän, im Süden und Südwesten der Gutin und Köhat, ihre Abhänge niedersenken. Gerade
über der Stadt ragen die malerischen Höhen des Szalavän und Värhegy (Festungsberg)
empor. Die Einwohnerzahl beträgt 14.800, davon sind 10.000 magyarischer Zunge, die
übrigen Deutsche, Rumänen und Rutheuen.
Sziget ist eine der fünf Kronstädte von Maramaros. Sein Privilegium stammt von
Ludwig I. aus dem Jahre 1352. Der Tatarensturm von 1717 setzte auch Sziget stark zu
und die von der Bevölkerung in der reformirten Kirche aufgehäuften Schätze wurden von
den Tataren geraubt. Am 13. Juli 1773 besuchte Kaiser Josef die Stadt; den 84 Kilo-
meter langen Weg von Borsa nach Sziget hatte er zu Pferde zurückgelegt. Er weilte fünf
Tage in Sziget und Umgebung. König Franz Joseph besuchte das Comitat und die
Stadt am 5. und 6. August 1852. Die Häuserreihen der sehr ausgedehnten Stadt
vertheilen sich um eine schöne und breite Hauptstraße, an die der große viereckige
Hauptplatz stößt. Die bedeutendsten Gebäude sind: das Comitatshaus, der königliche
Gerichtshof, das reformirte Collegium, die staatliche Lehrerbildungsanstalt, das Gebäude
der Finanzdirection, die Kasernen der gemeinsamen und der Honvedarmee, die städtische
Redoute, das Sommertheater. Dem Comitatshause gegenüber erhebt sich das Denkmal
zweier tapferer Honvöds, Alexander Aßtalos, des Helden von Arad, nnd des Ober-
lieutenants Samuel Möricz. Vor dem reformirten Collegium steht die Büste des einstigen
dirigirenden Professors und gelehrten Schriftstellers Stephan Szilägyi.
Die älteste Kirche ist die der Reformirten, die schon um 1320 bestand und 1524 in
den Besitz der Protestanten gelangte. In Folge des großen Brandes von 1859, dem
zwei weitere folgten, ist sie gänzlich umgestaltet. Sie war innen mit schönen Wandfresken
aus dem XIII. und XIV. Jahrhundert geschmückt. Die schöne römisch-katholische Kirche
und das Proseßhaus der Piaristen bestehen seit 1730. Die griechisch-katholische Kirche
wurde eine lange Reihe von Jahren hindurch von den Rumänen und Rutheuen gemeinsam
benützt, nach ihrer Trennung im Jahre 1850 bauten sich die Rumänen eine eigene Kirche.
Den Juden wurde die Erbauung einer Synagoge 1779 gestattet; jetzt haben sie drei
Tempel und noch eine Anzahl Privat-Bethänser.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch