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In der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts und auch in den folgenden Jahr-
zehnten wurden hier, sowie in Lonka, Farkasrev, Felsö-Visö, Tecsö, Visk und Hußt,
ärarische Colonisten an den Ufern der Theiß als Goldwäscher beschäftigt. Ehedem bestand
hier eine Abtei. Unterhalb liegt Szaploncza, am linken Theißufer, vom Köhätgebirge
überragt. Die Einwohner, 2700 an der Zahl, sind meist von altem Adel. Im oberen Theile
des durchlaufenden Szaplonczabaches wimmelt es von rothgefleckten Forellen und den
schmackhaftesten Krebsen. Szaploncza hat sehr beliebte Mineralwässer, deren reiche Quellen in
wahren Buchen-Urwäldern liegen; diese gehören anch zu den schönsten und interessantesten
Jagdbezirken des Comitats. Die zahlreichen Höhlen nnd Schlüste bieten dem Bären sichere
Zuslnchts- und Ruhestätten, aber auch das Wildschwein liebt diese eichelreichen Hoch-
wälder. In der Nachbarschaft von Szaploncza liegt Remete, auf einem hübschen Hügel
des linken Theißufers. In früheren Jahrhunderten wohnten hier Augustinermönche, von
deren Kloster noch Reste erhalten sind. Hier öffnet sich gegen Norden das Taraczthal, in
dessen oberem Theile, von Alpen umgeben, in sehr hübscher aber außerordentlich eingeengter
Lage der Ort Nömet-Mokra erscheint. Er ist größtentheils von Deutschen bewohnt, die
zur Zeit Maria Theresias aus der Gmuudeuer Gegend hieher verpflanzt wurden, um die
Herausbeförderung und Verflößnng des Holzes aus den ärarischen Waldungen am Taracz
zu besorgen. Diese Besiedelnng wurde auch später noch von der Zips und Galizien her fort-
gesetzt. So ist auch im Jahre 1832 weiter unten im Thale die Ortschaft Kiralymezö
entstanden. Die Ansiedler von Mmet-Mokra und Kiralymezö nähren sich hauptsächlich von
Kuhmilch und daraus bereitetem Topfen, Butter und Käse; deshalb wurde ihnen auf der
Alpe Pribuj ein Landstück als Viehweide zugewiesen. Der Pribnj, jetzt Nöm et Havas
(deutsche Alpe) genannt, ist 1551 Meter hoch und bietet eine weite und herrliche Aussicht,
besonders gegen Galizien. In den oben befindlichen kleinen Sennereien wird im Sommer
starke Milchwirthschaft getrieben und viel Topfen und Käse bereitet. Das Alles wird von
Mädchen besorgt, die je nach ihrer Leistungsfähigkeit 15 bis 20 Kühe zu melken und zn
besorgen und auch deren Milch zu verarbeiten haben. Männer gibt es auf der Alpe nur
zwei oder drei, zur Bewachung der weidenden Herden. In der ersten Hälfte des Juni
beginnt der Auftrieb der Kühe, wobei die Mädchen alle Lebensmittel, Holzgeschirre,
Kupferkessel, ihre Kleider n. s. f. auf dem Kopfe nach der drei Stunden entfernten Alpe
tragen. Diese Almeriuneu sind stark entwickelte Frauenzimmer, in deren Sennhütten die
größte Reinlichkeit herrscht. Der große Kupferkessel ist spiegelblank, das Holzgeschirr ist
durchaus schneeweiß, sogar die Dielen der Ställe werden jeden Morgen gescheuert und
gespült. Die in der Ortschaft benöthigte Milch tragen die Mädchen in kleineren Holz-
kannen auf dem Kopfe hinab. Die Besucher der Alpe werden in der Regel mit prächtiger
Milch und frischer Butter gelabt. Nach dem Imbiß führen sie in ihrer schönen altererbten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch