Seite - 464 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (6), Band 21
Bild der Seite - 464 -
Text der Seite - 464 -
464
Zeit des Ugocsaer Comitats fällt in die Anjou'sche Epoche, als Nagy-Szöllös eine reiche
und ansehnliche Stadt war, was aber jetzt mir noch ein da oder dort ausgegrabenes
Fundament bezeugt. Aus Ugocsa stammten mehrere hervorragende Ungarn; der bedeutendste
unter ihnen ist Stephan Verböczy, der beredte Palatin und Rechtsgelehrte, der zwischen
1460 und 1470 in der Ortschaft Verböcz geboren wurde. Ju der Türkenzeit war das
Comitat der Schauplatz vieler Kämpfe und blutiger Schlachten, und als es zeitweilig zu
den ungarischen Theilen Siebenbürgens gehörte, betheiligte es sich lebhaft an den Kriegen
der siebenbürgischen Fürsten. Franz Raköczi II. namentlich zählte unter dem Ugocsaer
Adel viele getreue Parteigänger.
Aus alten Zeiten sind gar wenige Denkmäler von geschichtlichem Werthe zu finden.
Von den einst zahlreicheren Burgen sind nur noch Kankovär und Nyaläbvär erhalten. Die
größte und bemerkenswertheste war Burg Nyaläb, die auf einem Hügel bei dem Orte
Kirälyhäza stand und das Thcißthal beherrschte. Die Herrschaft Nyaläb kommt schon zur
Zeit Ladislaus' IV. als Besitzthum der Ubulfi vor; dann gelangt sie an die Tamässi, und
1378 schenkt sie Ludwig der Große den Drägfi. Im Jahre 1405 nimmt sie König
Sigismund diesen weg und gibt sie dem Judex Curiä Peter Perenyi, woraus großer
Streit und ein hundertjähriger Proceß entsteht, der schließlich zu Gunsten der Perenyi
entschieden wird. Hier wohnte die Witwe des in der Mohäcser Schlacht gefallenen
Gabriel Perenyi, Katharina Frangepan, und der Erzieher ihres Sohnes Johann, Benedikt
Komjathy, übersetzte um diese Zeit die Briefe des Apostels Paulus ins Magyarische;
diese Übersetzung wurde 1533 zu Krakau gedruckt und hat als erstes in magyarischer
Sprache gedrucktes Buch noch jetzt einen hohen Werth. Die letzte Besitzerin der Burg
Nyaläb war Anna Dobö, Witwe des Stephan Persnyi.
Ein historisches Denkmal Ugocsas ist auch der bekannte Spruch: non
eorvnut". Jeder hat ihn gehört, aber niemand kennt seinen Ursprung. Manche leiten ihn
vom Reichstage des Jahres 1722 her. Damals wurde die pragmatische Sanction und
die Vererbung der ungarischen Krone in weiblicher Linie verhandelt und die Abstimmung
geschah durch die Worte »eoronat- und „ncm corcmat«, und da seien die oppositionellen
Ablegaten von Ugocsa die einzigen gewesen, die mit „non coronal" stimmten. Seitdem
wäre denn an Ugocsa das „nc>n coronat- haften geblieben. Indeß kann dies der
wirkliche Ursprung des Spruches nicht sein, schon weil dieser bereits viel früher,
im Jahre 1635, gebraucht wurde. Jedenfalls hat eine zweite Auslegung mehr Wahr-
scheinlichkeit für sich, daß nämlich dies die Antwort Ugocsas an Ferdinand I. gewesen
sei, als dieser im Jahre 1527 die Stände zur Krönung einberief.
Der Boden von Ugocsa ist sehr mannigfaltig. Der östliche und nördliche Theil
besteht aus Bergen nnd Hügeln, die mit Eichen- und Buchenwäldern bedeckt sind; gegen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch