Seite - 22 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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und Herbst haargenau eingehalten wird. Überschreitet man also, diesen gefiederten Weg-
weisern folgend, an irgend einem Punkte die grenzebildende Save, so findet man anfangs
wenig Unterschied in Thier- und Pflanzenleben von jenem des nördlichen Nachbarlandes.
Überdies haben die energischen Culturbestrebnngen der beiden letzten Decennien so mancher
charakteristischen Thierart ihre Existenzbedingungen geraubt, so daß z. B. gerade hier in
der Save-Niederung die Reiher-Siedelungen mit ihren reizenden Bewohnern nahezu
gänzlich verschwunden sind und nur noch im östlichen Winkel nahe der Drina-Müuduug
ein bemerkenswertheres Asyl gefunden haben.
Auch das dem Jagdfreund so begehrenswerthe Birkwild ist durch die Ausrodung der
dichten Gestrüppwälder (Oukrave) von dort so gut wie verschwunden. Doch sorgen dafür
Storch und brauner Milan allenthalben, der Landschaft ihr Gepräge des Tieflandes
zu wahren, während die Vorberge der Majevica, des Vucjak, der Motajea und der Kozara
mit ihren wogenden Laubwäldern bereits an das weiter südwärts beginnende Mittelgebirge
gemahnen. Ein reicher Reh- und ziemlich guter Hasenstand ist diesen Waldungen anzu-
rühmen, und ganze Rndel halbwilder Schweine durchwühlen den tiefgründigen Boden.
Aber auch Meister Jsegrimm haust hier in nicht zu unterschätzender Anzahl und fordert
seinen Antheil am Heerdenvieh, während er hierzulande niemals dem Menschen gefährlich
wird. Dies sind viel eher manche bösartige Hirtenhunde, deren Stärke und Stattlichkeit
andrerseits wieder bewunderungswürdig ist.
Zur Zeit der Überschwemmung fehlt es in der gefammten Save-Niederung natürlich
nicht an zahlreichem manchmal geradezu massenhaftem Wassergeflügel; dadurch ist für den
Seeadler und anderes geflügeltes und vierbeiniges Raubzeug der Tisch reichlich gedeckt.
Treten später die Überschwemmungswässer zurück, und beginnen die Zweige der Auwälder
zu grünen, so stellen sich nach und nach in großer Zahl die lieben Zug- und Sommervögel
ein. Dann schmettert die Nachtigall allenthalben in den Büschen, schwirrt der Nachtigall-
rohrsänger in den Brüchen, girren unzählige Turteltauben in den Gehölzen, und gegen
Abend hört man das Quarren der unweit brütenden Waldschnepfe.
Je weiter nun der Wanderer nach Süden kommt, desto weniger Ebene findet er.
Die Thierwelt des waldigen Mittelgebirges tritt immer mehr in den Vordergrund. Von
den bewaldeten Hängen streicht der schwarze Waldstorch zur Thalsohle, um nach seiner
Lieblingsnahrung, der hurtigen Forelle, zu fischen, während der Wanderfalke pfeilschnell
den massenhaft vorhandenen Wildtauben nachjagt.
Schon hier begegnen wir an den sonnigen Berglehnen der gefährlichen Sandviper
mit ihrer aufgebogenen Schnauze und auf den höheren Waldgipfeln einer Bosnien eigen-
thümlichen, einfärbig schwarzen Abart der Kreuzotter. Die nun folgende Zone der Eichen-
wälder bietet nicht viel des Eigenthümlichen, doch versteht es sich von selbst, daß die
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch