Seite - 29 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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Orpheus-Sänger, der Cetti-Sänger mit seiner kurzen, kräftigen Strophe und namentlich
in den Weingärten die goldige Kappenammer, die jedem Reisenden gerade so unbedingt
auffällt, wie an den Rändern der Gewässer die buntschillernden, pfeifenden Bienenfresser.
So liegt eben auch ein großer Theil des Reizes der lauschigen Gärten von Mostar
in ihren gefiederten Bewohnern: den flötenden Nachtigallen, den geschwätzigen Ölbaum-
spöttern und den girrenden Lachtauben, die von den Türken geradezu heilig gehalten werden.
Gänzlich verschieden von den bisher beschriebenen Regionen nebst deren Bewohnern
und gleichsam eine kleine Welt für sich bildend, erscheinen die hereegovinischen Blato-
(Sumpffee-) Gebiete.
Fast jedes solche Blato trägt ein eigenes Gepräge; während einige, z. B. das
Mostarsko blato, einen vollkommen freien Wasserspiegel aufweisen, sind andere, wie das
große Utovo, blato größtentheils von einer üppigen Vegetation durchwachsen und bieten so
dem mannigfachsten Wasserwilde willkommene Brutplätze und Deckungen.
Ihren Hauptzweck erfüllen sie im Winter, indem sie einer Unzahl von Sumpf- und
Wasservögeln angenehme Winterquartiere bieten. So kommt es, dass man zur Winterszeit
am aussichtsfreien Mostarsko blato fast alljährlich hunderte von nordischen Singschwänen
antrifft, während wieder der Fischreichthum des Utovo blato zu bestimmten Zeiten sogar
den krausköpfigen Pelikan vom Skutarisee — seinem nächsten Wohnsitze — zu einem
Besuche veranlaßt. Aber neben diesem Riesen der europäischen Vogelwelt tummelt sich
eine buntgemischte Schaar von Wildenten und Wildgänsen der verschiedensten Arten, als
deren seltenste, wenngleich fast allwinterlich erscheinende Vertreter die korallenrothschnäbelige
Kolben- und die dickschnäbelige Ruderente hier genannt seien.
Den schönsten lebendigen Schmuck erhalten diese Gebiete erst im Frühjahr mit dem
Einzug der Reiher. Zum Glück besitzt das Utovo blato noch jetzt seine Siedelungen vom
reizenden kleinen Silber-, Rallen-, Purpur- und grauen Reiher, nicht zu vergessen der
Zwergscharbe, welche in großer Zahl sich den Reihern beim Brutgeschäft anschließt und
jeder Landschaft stets ein bestimmtes Gepräge verleiht. Die freie Wasserfläche wird von
Tausenden der schwarzen Wasserhühner und vielen großen Haubentauchern belebt; die
ersteren sind es, welche den See- und namentlich den Schreiadler anlocken. Ihnen und
anderem geflügelten und vierbeinigen Raubzeuge fällt hier reiche Beute anheim. Da wo
das im Wasser stehende Weidengebüsch dicht von dem scharfen Seggengras durchwachsen
ist, ertönt das ganze Jahr hindurch der laute Ruf des Cetti-Säugers, und im Winter gesellt
sich ein selten gesehener Gast hinzu: der zartbefiederte Mariskenrohrsänger. An den Ufer-
rändern und auf den Abhängen überwintern zur Freude der Jäger, zahlreiche Wachteln
und Waldschnepfen und die Nähe des Meeres künden blendend weiße Silbermöwen an,
welche hier oft ihren Bedarf an Fischen decken.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch