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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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44 endlich hält, ist man in einem engen, tiefen Kessel, dessen Sohle von der Bosna und dem Bahnkörper vollständig ausgefüllt ist. Das Erdreich der steilen Hänge wird von wahren Nußbaumwäldern festgehalten. Der geschlossene Ring der Berge, über deren Scheitel die Sonne selten bis auf den Grund des Kesselthales dringt, umfaßt eine kleine Rückfalls- kuppe, die mit flußbespültem Felssockel die enge Beste von Vrandnk stützt. Gelbe Lehm- hütten umklammern sie, sich bis hinaus an die äußersten Abstürze wagend. Unwirsch starrt der alte Burgberg um sich. Als vollkommenste Thalsperre, als Schlüssel zum oberen Bosnien, ward er stets viel genannt und sorgsam behütet. Alle Heerführer, von den bosnischen Königen angefangen bis auf die der Neuzeit rechneten mit Vrandnk; und trotzdem ließ die Ironie des Schicksals es hier niemals zu einem ernsteren Kampfe kommen. So hat die dränendste Beste zugleich die harmloseste Vergangenheit. Bernrtheilte Kadis wurden früher in dieses Waldidyll verbannt, und in dem tiefen Brunnen im Schloßhose verschmachtete dereinst Osman, nach einem mißglückten Versuche, die schöne Leila, des Burg-Kapetans Töchterlein, zu entführen — eine bei Burgen gewiß alltägliche Geschichte. Auch heute bedeutet Vrandnk noch immer nichts anderes als ein Dorf, trotz Bahn und Chaussee, welch letztere sich mittelst eines Tunnels durch den Schloßberg bohrt. Zwischen Steillehnen, an denen zur Zeit der Schneeschmelze Gießbäche in Cascaden herunterstürzen, findet man bald einen Ausweg aus den Vranduker Engen, und nun umziehen die Berge mit einem weiten Kreis das sonnige Becken von Z enica, in dem das Städtchen wie „die Pupille im Auge" ruht, was schon der Name besagen will. Ein kleiner, von jeher gewerbssleißiger, teppicherzeugender Ort, von typisch bosnischem Aussehen: das Marktviertel, die Carsija, mit ihren hölzernen Verkaufsbuden, überragt von der Moschee, und umher die in Pflaumengärten versteckten, regellos gebauten Häuser der Wohnungsviertel, das wäre Alles. Aber auf dem weiten Plan ringsum ist Neu-Zenica erstanden, eine Heimstätte der jungen bosnischen Industrie. Dazu prädestinirteu diesen Ort die Lage, der Holzreichthum, die Nähe der großen Eisendistricte und schließlich die gewaltigen Braunkohlenflötze, die die Humusschicht des Beckens deckt. So entstand das Kohlenwerk, das große Eisenwalzwerk, dessen Einrichtung sich die modernste Hütten- technik dienstbar machte, und eine Papierfabrik. Im Westen der Stadt dominirt eine mnstergiltig eingerichtete, ausgedehnte Anstalt, welche neben ihrer Hauptbestimmung zugleich Industrie- und Gewerbeschule und landwirthschaftliche Station ist, und in diesem Sinne schon unberechenbar viel Gutes gewirkt hat: es ist die auf dem Principe des irischen Progressivsystems beruhende Landes-Strafanstalt. Von Zenica trennt sich die große Heeresstraße endgiltig von Bahn und Fluß, was sie zwischen Maglaj und Zepce nur vorübergehend gethan, und folgt der alten Richtung. Sie übersetzt auf langen Serpentinen die im Westen hochansteigende schwierige Vjetrenica,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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