Seite - 45 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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uberschreitet bei Hau Kompanija — so nach dem Consortium Sarajevoer Kaufleute
benannt, die in türkischer Zeit den Verkehr über die Vjetrenica leiteten — die Lasva,
sowie die längs derselben nach Travnik führende Flügelbahn nnd Straße, und läuft dann
geradeaus in einer an vielen Stellen gut eultivirten Mittelgebirgslandschaft über den
Flecken Bnsovaea und das Bad Kiseljak nach Sarajevo.
Die Bahn aber bleibt der Bosna getreu, was ihr mit dem Anblicke einer ganz
eigenartigen Scenerie gelohnt wird. Gegenüber den schiefrigen senkrechten Wänden des
linken Ufers, an das sich das Geleise schmiegt, zeigt das rechte Ufer ein sonderbares
Ergebniß des Jahrtausende langen Spieles der Wasserfluten mit dem Mergel und
Sandstein. Bald ist dieses Gestein wie durchsägt, bald gestaltet es sich zwischen dem
Buschwerk zu Thürmen und Spitzsäulen, Mauern und Wällen, zu Riesenpilzen, auf deren
dünnem Strunk eine gewaltige Platte schwebt, zu amphitheatralischeu Auswaschungen
und anderen bizarren Gebilden. Die Felsschichtnngen setzen sich auch in dem Flußbette
fort, und über treppenartig gelagerte Steinplatten stürmt das Wasser in schäumenden
Cascadeu. Stellenweise schießt es in tiefen Rinnen, die es sich in die felsige Sohle
gegraben, dahin. Diese Kraft wird dann stets für die kleinen, bosnischen Löffelradmühlen
ausgenützt, die sich in dem Busch der schmalen Uferränder verbergen, und von denen steile
Pfade an den Felsen und Grashalden hinauf in die Gebirge führen. Die bedeutende
Hitze zwischen diesen felsigen Hängen erzeugt eine ganz eigenartige Thier- und Pflanzen-
welt, vor allem ungemein viel Schlangen, als deren Begleiter auch der Schlangenadler
hier horstet.
Die Verengungen machten an der Einmündung der Lasva große Felssprengungen
nöthig, um für das hier in völliger Einsamkeit liegende Stationsgebäude Raum zu
schaffen, und die Einleitung des Geleises in das gleichfalls schmale Waldthal der Lasva
zu ermöglichen. Auch weiterhin mußte die Bahn manche Schwierigkeit überwinden.
Kurze, stille Wald- und Felsenthäler zerschneiden häufig die Uferberge. Die ganze
Gegend macht den Eindruck eines wohlgepflegten Gartens, wird von der Frühlings-
sonne bald wachgeküßt und behält bis spät in den Herbst ihre Frische. Klar und in
ziemlicher Breite fließt die Bosna zwischen schönen, hohen Uferrändern. Wir sind schon
tief in der Zupa Vrhbosua, dem Herzen des Landes. Alles ist vornehm still, wie ein
Privatbesitz. Die rebennmsponneuen Stationshäuser gleichen kleinen Villen, und das bunte
Volk davor ist gelassen und ruhig, gar nicht wie die Eisenbahn-Passagiere anderwärts.
Die Bahn ist ja auch anders. Die früher so viel belächelte Schmalspur hat nunmehr für
alle Länder, die seitab vom großen Zuge des Weltverkehres liegen, Schule gemacht.
Millionen an Bau- und Erhaltungskosten, die anderen Culturwerken gewidmet werden
konnten, wurdeu durch sie dem Lande erspart. Und welcher Reisende fühlte sich nicht
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch