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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Seite - 48 -
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48 hinanführen. Im Norden ragen die kahlen, den Beginn der Verkarstung zeigenden Aus- läufer des Ozren, die sich in großen Wogen herandrängen. Einen Halbkreis beschreibend, stoßen die Berge nun hart aneinander und gestatten kaum einem bescheidenen Flüßcheu, der Miljacka, einem tiefen, schluchtigen Einschnitt zu entkommen, um das offene Feld zu gewinnen. So gestalten die Berge in ihrem Formenreichthum plötzlich einen tiefen Thal- kessel, der für eine größere Stadt scheinbar keinen Platz bietet. Und eben hier liegt Sara jevo, die „weiße", die „goldene" Stadt der Bosnier. Wie groß sie ist, hat noch Niemand auf einen Blick gesehen. Denn sie häuft ihre Häuser nicht nur auf den Flächen längs des Flusses und klettert die Wandungen des Kessels hinan, sondern legt sich auch in dessen unzählige Terrainfalten, Vertiefungen und Wasserrisse. Von welchem Standorte immer man Sarajevo mit einem einzigen Blick erfassen will, immer bleiben große Theile der Stadt gedeckt, immer zeigt sie sich anders, immer verbirgt sie etwas von ihrer Ausdehnung. Bis vor Kurzem war Sarajevo eine Stadt aus einem Gusse, von einem Geist erzeugt, die erste Stadt der moslemitischen Slaven. Begeisterte Hingabe an den neuen Glauben drückte der Werdenden ihre Zeichen auf. So ward sie echt türkisch, wie kaum eine andere, einzig in ihrer Art. Sarajevo ist ein Monument des türkischen Eroberers, knapp fünfhundert Jahre alt. Die Jugend der Stadt spricht aus ihren Zügen. Inmitten der Häuserchaos sieht man noch alte Baumgruppen, die Neste jener Bestände, die dem türkischen Emporinm gewichen. Die morschen Ulmen der Hadschi-Jdris-Mahala und des Bjelava-Viertels, die Edelkastanien längs der ganzen gen Süd blickenden Bodenwellen sahen noch die frühere Zeit. Die Quartiere auf den Hängen theilen Felder und Wiesen, und üppige Obstbäume füllen die Hofräume und die versteckt liegenden Gärten. Die engen, gewundenen Gassen mit den dicht aneinander gedrängten Häusern durchstreifend, erblickt man außer auf den ungezählten Friedhöfen selten einen Baum; aber von einer Höhe gesehen ist Sarajevo zur Sommer- zeit im Grün versunken, während die Steinflanken der Berge gelbgrau und braun in dem südlich grellen Sonnenlichte brüten. Im Frühlinge, zur Zeit der Pflaumenblüte, legt der junge Lenz seinen blendendsten Schmuck auf dieses Städtebild, dem auch der graue Winter nichts anzuhaben vermag. Denn dann zeigt die Stadt unverhüllt ihren graziösen Bau. Von den hohen Ufern der die Stadt der Länge nach in zwei ungleiche Hälften theilenden Miljacka steigt sie fast im Kreise auf. Die flachen Dächer mit ihrer schweren eigenartigen Ziegellage erheben sich etagensörmig übereinander, nnd unter diesen lugen die weißgetünchten Häuser mit ihren hölzernen, meist von der Straße abgewendeten Erkern und Nischen hervor, die sonst von Baumwipfel und Rebengeranke verhüllt werden. Die kahlen Berglehnen deckt freundlich die glitzernde Schneedecke, und in dem reinen Blau
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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