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zusammengeschossen worden sein. Eigentlich fiel sie aber dnrch Verrath. Von Kljuc nnd
Jajce kommend, gelangte Mehmed Fatih selbst in das Gebiet der heutigen Hauptstadt
und die Bosnier mögen sich, obwohl schon der König getödtet worden war, noch immer
tapser gewehrt haben, denn am Eingange des Kesselthales wurden von ihnen zwei „Hise"
(Abtheilungen) der Osmanen vernichtet. Der Sultan ließ sein Heer hier lagern und
schlug auf dem überaus günstig sitnirten Enreic-Hügel im heutigen Kovaei-Viertel seine
Zelte auf, umgeben von seiner Leibwache. Hier verblieb er mehrere Monate, und da
auch im Felde der Selamlik abgehalten wird, so zog jeden Freitag das Heer aus seinem
Lager unter Entfaltung des ganzen militärischen Prunkes nach dem „Seraj" (Serail),
dem Sitze des Großherrn, zur Abhaltung des Mittaggebetes und der Heerschau. Daher
stammt der Name der neuen Stadt Bosna-Seraj, und später „Saraj-vo".
Wo der Türke hinkommt, baut er sofort eine Moschee und ein Bad. So that anch
der große Sultan. Die Fläche unter dem Curciö-Bujeg bezeichnete er als das werdende
Handelsviertel und, über die Miljacka eine Brücke schlagend, errichtete er am jenseitigen
Ufer die Hünkiar-Dschami, die Kaiser-Moschee, und daneben das unter der Bezeichnung
Ghasi-Jsa-Beg bekannte Bad.
Von Mehmed Fatih's Bauten erhielt sich am längsten der Begluk am Atmejdan, dem
„Pferdemarkte" und gegenwärtigen Philippovie-Platze, wo auf Befehl des Sultans für
Kiraj-Khan, den Erstürmer Vrhbosnas, ein „Seraj" erbaut wurde, das allen türkischen
Statthaltern als Sitz diente, so lange diese in den alten Zeiten in Sarajevo residirten.
Die einfachen, weitläufigen Baulichkeiten konnten aber, als mit Omer-Pascha die Balis
von Bosnien wieder ihren Sitz in der Hauptstadt aufschlugen, nicht mehr genügen, und
so erbaute Osman-Topal-Pascha nebenan, hinter der Kaiser-Moschee, den hohen luftigen
Konak, der dem Landeschef auch derzeit als Residenz dient. Der morsche Begluk wurde
demolirt, und Mehmed Ruzdi Pascha ließ die große Kaserne dort erstehen, wieder nur
eines jener leichten türkischen Bauwerke, die immer baufällig sind und trotzdem bisweilen
Jahrhunderte überdauern.
Dies ist auch bei der Karawanserai, dem Han Kolobara der Fall, den Ghazi-Jsa
Beg zu seinem Gedächtnisse in dem im Entstehen begriffenen Handelsviertel gründete. Er
steht noch heute da mit seinen primitiven Ställen, den ächzenden, steilen Treppen und den
krummgebogenen speicherartigen niedrigen Hallen; er genügte nebst einigen unbedeutenden
anderen zu allen Zeiten den Ansprüchen der reisenden Bevölkerung. Während die zwei
Decennien Abendland in Sarajevo sofort moderne Hotels und Hunderte von Gasthäusern
hervorzauberten, brauchte die türkische Zeit nichts davon.
Jede Mahala hatte bisher einen kleinen Konak, in dem Reisende auf Kosten der
Bewohner des Viertels bewirthet wurden, wenn sie nicht in das nächstbeste Haus sammt
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch