Seite - 82 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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stattlichen Gehöften. Eine überaus anmuthige Staffage derselben bildet die mit buntem
Stickwerk und Schmuck belebte weiße Tracht der Frauen. Daß diese ihre Gewänder so
auffallend hoch schürzen, lassen die fast zu jeder Jahreszeit unergründlichen Feldwege
begreifen. Diese Schlammrinnsalen ähnelnden von Schweineheerden aufgewühlten Seiten-
pfade werden, so wie auch die einzelnen Anwesen, von dem hohen bösartigen Gestrüpp
des tatarischen Ahorn (Sestiea) eingefaßt, was eine Begegnung mit einer Büffelherde sehr
unangenehm macht. Ein Abweichen von den Hauptwegen hat überhaupt einen unauf-
hörlichen Kampf mit eben diesen Dornzännen und den nicht minder bösen Hunden zur
Folge. Die bedeutenderen Orte findet man natürlich längs der Wasserstraße der Save,
wo sich auch die im Jahre 1863 aus Serbien ausgewanderten zwanzigtausend Moham-
medaner an mehreren Punkten niederließen.
So entstand auch Brezovopolje (türkisch Azizie), ei» auf Kosten des türkischen
Staatssäckels in regelmäßigen, breiten Straßen angelegter Ort, dessen Zier die von einem
Hain umgebene, in der Save sich spiegelnde, kupfergedeckte Moschee ist. Nahe liegt Breka,
dem alle Straßen der Posavina und eine Eisenbahnlinie aus der Monarchie zustreben.
Ist das Jahr ein gesegnetes, so rauchen im Herbste allwärts die „Pusnicas", die
Dörrhütten, und dann ziehen endlose Reihen aller möglichen Transportmittel schwer mit
Pflaumen beladen dem Städtchen Breka zu: Wagen und Tragthiere; und selbst die
ochsenbespannte hier schon längst außer Curs gesetzte Arbaba kommt bei solch einer
Gelegenheit noch quickend zum Vorschein. Die so wenig Mühe erfordernde, bescheidene
Pflaume ist das Baargeld der Posavina.
Zur Zeit der großen, wochenlangen Pflaumen-Messe pulsirt in nnd um Breka ein
fieberhaftes Leben; fremde Kaufleute aus aller Herren Länder strömen hier zusammen,
das Geld rollt, in allen Cafes und Restaurants spielen Musikkapellen aller Art, und auf
dem weiten Platz um Breka halten die Landleute ihre großen Märkte ab: Vieh-,
Schweine-, Pferde- und Getreidemärkte. In all den bunten mannigfaltigen Gewändern
von dies- und jenseits der Save wogt es lärmend durcheinander, und am Abend ergötzen
nächst der „Mehkarakija", dem milden Pflaumenbranntwein, und den süßen Bratkürbissen
der Posavina noch Panoramen und Schaubuden mit bengalischem Licht, Indianern und
Feuerfressern das unter Wagen und Zelten lagernde Volk.
Breka ist die einzige Stadt Bosniens, die bis auf die Nationalkleider der Ein-
heimischen schon längst alles Orientalische nahezu abgestreift hat. Als alter Stapelplatz
der unteren Savegegenden mit Slavonien, lernte es schon seit Langem solide bauen; in
neuerer Zeit sind, vornehmlich an Stelle des alten, geschleiften Kastells, das inmitten der
Stadt auf einem Hügel lag, eine Anzahl großer, schöner Baulichkeiten entstanden, und so
bietet denn Breka, vornehmlich vom slavonischen Ufer aus betrachtet, ein anziehendes
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch