Seite - 83 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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Städtebild dar. Wird es vom Somnier-Abeiidglanz umflossen, dann gleißen die Kirch-
thürme und Minarets und die Kuppeln des arabisch stilisirten Stadthauses; den Häuser-
Complex durchschneidend, kommt die Brcka aus den grünen Flächen einhergezogen, über
dem Ausschnitte erblickt man die Majevica in schattenhafter Zeichnung, und in getreuem
Spiegelbilde gibt der abschließende Rahmen der Save das Gesehene wieder.
In weiterem Sinne gehören zu Breka noch die alten Edelsitze längs der Majevica
am Rande der Ebene: Koraj, Celic und vor allem Rahic, der Sammelpunkt einer sehr
exclnsiven mohammedanischen Aristokratie; die weitläufigen Begluks mit ihren Kula's
geben diesen Ortschaften einen, wenn auch schon etwas verblaßten feudalen Anstrich.
Von Breka aufwärts wird das fruchtbare Ackerland häufig von Resten der großen
Auwälder unterbrochen, in denen besonders die Pappeln vorherrschen. Üppig wuchernde
wilde Reben, deren Stämme oft Schenkeldicke erreichen, klettern bis in die Wipfel hinauf,
so daß die herrlichen Banmgrnppen im Herbste weithin roth über die Ebene leuchten.
Hier befand sich früher der Herd aller Aufstände in der Posavina, und namentlich waren
es die Christen dieser Gegend, die Hussein Kapetaus Aufruhr gegeu den Sultan als Frei-
schärler unterstützten. Um dem ein Ende zu machen, wurden die Unruhigsten, das waren
die Bewohner von Orasje, expropriirt und an ihre Stelle die mohammedanischen Aus-
wanderer aus Serbien angesiedelt. Da die abziehenden Christen die Häuser vollständig
zerstörten, so erstand 1862 Orasje zu einem neuen freundlichen Orte, dem türkischen „Aziziö
i zir", den in neuerer Zeit Uferbauten vor der Unersättlichkeit der Save schützen.
Westlich davon liegt an der Tolisa das neue gleichnamige Franciscaner-Kloster, dessen
zweithürmige Kirche weithin sichtbar ist.
Nun betritt anch die Bosna die Saveniedernng. Bei Dobor bespült sie die letzten
Felsgebilde, und auf diesen thront als äußerster vorgeschobener Posten des ritterlichen
Bosnien die noch im Verfalle stattlich anzusehende Burg des Königs Stesan Thomas,
wo er 1457 durch den apostolischen Legaten Cardinal Carvajal die Taufe empfing. Bei
ihrem Austritte in die Ebene wird die Bosna von der Gartenstadt Mvdriö empfangen,
deren Einwohner durchaus wissen wollen, daß jene einst die größte der großen Städte
Bosniens gewesen. Prinz Eugen wird beschuldigt, sie vollständig vernichtet zu haben.
Ihre heutige Bedeutung liegt nächst ihrer nahezu zweihundert Meter langen Bosna-Brücke
und ihrem Handelsfleiß in der landesärarischen Muster- und Lehrwirthschaft.
Hier hört die Bosna vollständig auf, ein Gebirgsfluß zu sein. Den aus den oberen
Lagen mitgeführten Schotter hat sie bereits abgelagert, und nun wälzt sie sich, zwischen
niedrigen Lehmufern vielfach sich windend und verästelnd, breit und träge dahin. Je
näher der Save, desto größer werden, insbesondere am rechten Ufer die „Bara's", die
größeren Sümpfe, mit dem schwarzenzähen Schlammboden. Aus den Wassertümpeln raschelt
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch