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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Seite - 87 -
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87 geneigten Stollen, der sich bald zu Mannesbreite und -Höhe verengt, bald zu förmlichen Hallen erweitert, und dessen zackiges Gestein an manchen Stellen von den Fluten platt- geschliffen erscheint. Ein Wassertümpel von ungemessener Tiefe wird auf einem Floß über- setzt, und schließlich setzt ein kleiner, von steilen Wänden eingefaßter See der Wanderung ein Ziel. Dagegen zeigt der Opaki-Ponor einige hundert Schritte weiter nur eine weite steinige Mulde mit einem Riß am Grunde, durch den der Abfluß des Wassers geschieht. Daneben sieht man das Ploca-Flüßchen in dem Bristavi-Pouor enden, der das Wasser, es langsam im Kreise drehend, gemächlich aufsaugt, und selbst im Hochsommer bezeugen Sumpf und giftgrüne Pfützen ringsum die Langsamkeit seiner Action. Umso gieriger ist dafür der Veliki-Ponor, ein ausgesprochener Trichter von etwa 50 Meter Durchmesser und 25 Meter Tiefe. Wenn im Herbste das Wasser immer reichlicher aus den gegenüberliegenden Bergen quillt, wenn all die Wasseradern sich füllen, dann ist plötzlich der Moment da, in dem die kleinen allwärts im Terrain vorkommenden Ponors nicht mehr genügend fnnctioniren und die Fluten über die Ebene strömen. Donnernd stürzen sie sich hinein in den Kameniti-Ponor, die in den Schutthalden vor dem Höhleneingange nistenden Tauben uud Schlangen verscheuchend; die beiden anderen Ponors schlürfen nnd saugen an dem Element, aber der Veliki Ponor wird immer wieder leer. Ist sein Trichter voll, so hört man ein Gurgeln — ein gewaltiges Schlucken und das Wasser ist verschwunden. So macht er Schluck auf Schluck, und nur bei hohem Wasserstande im Frühlinge bleibt auch der Unersättliche zeitweilig gefüllt. Von den verfallenden Werken, welche deu jähen Absturz des Terrains znm Livanjsko-Polje krönen, und unter denen noch ein „Römerthurm" gezeigt wird, steigt das Städtchen Livno im wirren Durcheinander hinab, für seine Häuschen eine Stütze an den Quadern der Festungsmauer suchend. Alles Grau in Grau. Grau sind die unverputzten Mauern der Häuser mit ihren Steindächern; grau die dicken, hohen, ohne Mörtel aufge- schlichteten Gartenmauern. Aber da und dort legt sich eine tiefgrüne Rebenranke über das Grau, und auf den Mauern oben kauern Kinder nebeneinander, wie ein paar Farbenklexe, und lugen in die stillen Berggassen hinab. Über Trümmergestein klimmen die Wege von den tiefer liegenden Poljes in müh- seligen Windungen hinauf auf das höchst gelegene Plateau des ganzen Okkupations- gebietes, auf das Kupresko-Polje. Hier ist das Reich schweigsamer Hirten. Die weiten Grasflächen erheben sich am Horizonte ringsum zu sanften Randerhöhungen, auf welchen die tiefgehenden Wolken ruhen, und zahllose Herden weidenden Viehes sind über die Wiesen zerstreut, auf welchen das monotone Klagelied der Bora niemals verstummt. Für Kupres gilt die bosnische
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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