Seite - 96 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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mit imponirender Würde geht der kühne Krajisnik einher, angethan mit dem berüchtigten
„rothen Mantel". Ist sein Waffengürtel auch leer, führt seine Hand jetzt auch den Pflug,
so umgibt ihm doch noch uuverblaßt der romantische Nimbus seiuer Vergangenheit.
Von Novi über Banja luka nach Jaice und Travnik. — In dem Rechteck
zwischen Save, Una, Sana und Vrbas lagert sich das zumeist aus Serpentin und
Sandstein bestehende Massiv der Kozara hin, ein bewaldetes Mittelgebirge, in dessen
wasserreichen Faltungen zahlreiche orientalisch-orthodoxe Dörfer ihre zerstreuten Gehöfte
haben. In einer idyllischen Waldschlucht liegt hierauch das alte Kloster Mosöanica, von
wo aus der Saumpfad sehr bald die fruchtbare Saveniedernng erreicht. Bei Kostajnica
schmal beginnend, verbreitert sich diese gegen den Vrbas immer mehr und schafft dort so den
Raum für die großen Colonien Reichsdeutscher, für Unter-, Mit te l - und Ober-Windt-
horst, Rudol fs tha l und das wälschtirolische Mahovl jani . Vor anderthalb Decennien
nngesähr begannen die ersten Ansiedler mit den Rodungen, und seither haben sich die
Fremden durch harte und erfolgreiche Arbeit längst das Heimatrecht erworben. Von
Klasniea bis Dnbrave sieht man rechts und links von der Straße, dicht aneinander
gereiht, die das Gepräge der Wohlhabenheit zeigenden Anwesen, mit den weit in das flache
Land hineinlaufenden, musterhaft bestellten Äckern und Wiesen. Drei große katholische
Kirchen und eine protestantische, Klöster, Schnlen und andere gemeinnützige Institute
zeugen gleichfalls für die Tüchtigkeit der Kolonisten. In der Anlage ihrer Wirthschafts-
gebäude ist durchwegs der typische deutsche Tiefbau zur Geltung gekommen. Freundliche
Vorgärten säumen die Fronten der stattlichen Häuserreihen. Das ruhig-sichere Gebaren
der Menschen, die deutsche Tracht, die deutschen Laute, überall die Hilfsmittel einer hoch-
stehenden Agricnltnr, Dampfmaschinen u. s. w., all' das läßt erkennen, wie gut die fremden
Reifer hier gedeihen.
Die ganze Vrbas-Ebene, von den letzten Ausläufern der Kozara bei Klasniee bis
zu der Vrbas-Mündnng bei Svinjar, ist fruchtbares Alluvialland, dessen Humusschichte
oft eine Tiefe von zwei Metern erreicht. Die gering bevölkerten Strecken, von denen noch
Vieles brach liegt, werden jetzt nach und nach von Bosniern aus anderen, weniger glück-
lichen Landstrichen besiedelt. Die Uferortschaften von Bosnisch-GradiskabisDnbica
gehören vornehmlich den sogenannten Repatriirten an, Bosniern aus allen Theilen des
Landes, die während der Aufstände und der Occupatio» auf österreichisch-ungarisches
Gebiet geflohen waren und dann behördlicherseits hier seßhaft gemacht wurden. Bosnisch-
Gradiska oder „Berbir", wie es uoch vielfach genannt wird, hat seine frühere
Bedeutung als Grenzfestung und Stapelplatz für den Aus- und Einfuhrhandel ganz
verloren. General Laudon hat die Beste, als er sie nach zwanzigtägiger Belagerung erobert,
aufbauen lassen; bis auf wenige Reste ist jedoch Alles wieder verschwunden. Die hölzernen
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch