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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Seite - 122 -
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122 bis zur Narenta herab, die in einem tief eingerissenen schmalen Bett in Caseaden dahin- schießt. Kurz vor der Einmündung der Dreznica bricht oben ans der linksnfrigen Lehne aus einem tiefen schwarzen Schlund der „Crno vrelo" (Schwarzquell) hervor und rauscht in einem breiten Schaumstreifen herunter. Nun wird die Schlucht zu einem finsteren tiefen Spalt, welcher die Narenta auf vier Meter Breite zusammenpreßt. An der engsten Stelle schwankt, auf zwei Felsspitzen gestützt, ein Steg über dem tosenden Wasser, das hier binnen vierundzwanzig Stunden um 15 Meter zu steigen vermag und dann auch die gewaltigsten Blöcke in seinem Bette vollständig überdeckt. Oberhalb dieses Engpasses, consequent der Bahn gegenüber — da dasselbe Ufer beiden niemals Raum genug bietet — schlüpft die Straße durch ihr einziges Tunnel, während die Bahn sich auf der gleichen Strecke fünfzehnmal durch den Fels bohren muß. Unaufhörlich schrillt die Pfeife der Maschine, und tausendfach wird das Gerassel des Zuges durch das Echo der Wände verstärkt, die hier groteske Höhlen und Kanzeln, Nadeln und Gesimse als Reliefschmuck zeigen, unheimliche, oft überhängende Steingebilde, in welchen bei dem stetig wechselnden Farbenspiel des Gesteins und der Beleuchtung eine rege Phantasie mannigfaltige Gestalten und Figuren zu sehen geneigt ist. Beiderseits stürzen aus den Spalten eisige Gießbäche zur Narenta hinab, und plötzlich thut sich ein ungeheures Felsenthor auf, durch das die „DivljaGrabovica" aus einem kurzen steilen Camin herunterjagt. Diese wilde Schlucht ist das Ideal der Gemsjäger: in der Mitte eine breite Schotterkarre, rechts und links bewaldete Geröllhalden und dann zu einem Halbkreis sich schließende Wände. Straße und Bahn wechseln nun die Ufer und dringen dann in den wildesten Theil des ganzen Defilös ein, in welchem jeder Fußbreit Raum für sie mühselig von den Hängen abgesprengt wurde. In compacten Massen wachsen zu beiden Seiten die Steinmauern zu einer Höhe von 800 bis 1000 Meter von der Flußsohle auf. Hoch über dem Wasser- spiegel springt die mächtige Proporac-Qnelle — jetzt häufiger Komadiua-Quelle genannt — aus dem Gestein und fällt fast senkrecht in Schaumstreifen hinab. Ihre meisten Zuflüsse empfängt aber die Narenta heimlich unter dem Flußspiegel; und nur wenn sie durch anhaltendes Regenwetter getrübt ist, verrathen sich diese zahlreichen Quellen durch grüne, blaue oder weißliche Wasserstreifen. So bleibt sie bis zu ihrem bei Capljina beginnenden Unterlaufe eigentlich immer Quellwasser, worin wohl die Erklärung für die Güte und Größe der durch ihr zartrosa Fleisch berühmten „Narenta-Forellen" liegt. Nach dem Passiren des Viaductes über den GlogoKnicabach hellt sich die Pracht der Narentaklüste plötzlich auf. Eines der imposantesten Bauwerke dieser Bahnlinie: eine eiserne Brücke mit einer einzigen Öffnung von 75 Meter Spannweite mit der auf dem europäischen Coutinent sonst selten, auf unseren Bergstrecken aber wiederholt mit Erfolg
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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