Seite - 137 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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In der Fortsetzung dieses Hochzuges erreichen die bosnisch-hercegovinischen Alpen an
der Grenze Montenegros ihre mächtigste Entwicklung in den Erhebungen des V o lnj ak und
des Maglic, die aber bereits in das Gebiet des Schwarzen Meeres fallen, von dem der
Adriadnrchden Cemerno-Rücken getrennt. Anfdem Cemerno-Piedestal baut sich der einem
versteinten Wolkenzuge gleichende Grat des Lebrsnik auf. Dahinter liegt ein kurzes
Hochthal mit der Poljana, einer Einbruchstelle in die Znpa Piva, und dann kommt die
breite mächtige Wand des Volnjak-Massivs, dessen schneidiger stellenweise in wilde
Schneeklüfte abfallender Rücken zu dem Studeuci (2298 Meter) und der Vlasnl ja
(2339 Meter) ansteigt. Die Grenze läuft hier von einem Gipfel zum andern und von dem
Studenci als gerade Luftlinie weiter über das Gebirgsrelief zum Maglic, der als höchster
Punkt (2387 Meter) das ganze Panorama überragt.
Diese machtvolle Gebirgsgruppe verdankt ihre Selbständigkeit nur dem kleinen
unansehnlichen S u tj es k a-Flüßcheu, welches dem von dem Gredelj-Sattel, Eemerno-Platcan
und Lebrsnik umfaßten Thalboden von Jzgori entquillt und die der Grenze zustrebenden
Parallelketten spaltet, um sich einen Ablauf zur Drina zu bahnen. Die von der Zelengora
herabkommende Bergmauer der Jabucke-Stjene und Tovarniea, die über den Sedlo in
den Volujakzug übergeht, reißt sie auseinander, und so wird ihr eben die Tovarnica nnd
der Sedlo zu einem gigantischen Felsenthor, der „Prosjecena Vrata", durch das sie sich
weiter durchwühlt in einer stellenweise kaum 30 Meter breiten Klamm. Grellrothe Flecken
bezeichnen die Stellen, wo jüngst Steinblöcke abgestürzt. Einschnitte, wo das Geschiebe sich
sammelt, schmückt die Omorica-Fichte, während auf den nackten Zinken sich die Schwarz-
kiefer mühselig das Dasein erkämpft, vom Winde zu Pyramiden- und schirmförmigen
Pinien zugestutzt. Entgegen ihrer Gewohnheit sieht man hier die Rothbuche bis über
1800 Meter die Hänge hinanklettern, ober der Nadelholzregion einen Gürtel bildend;
dann sinkt sie aber, verkümmert, zum Krummholz herab, ihre schlangenartigcn Wurzel-
knäuel iu das Gestein schlagend. Die Geröllhalden am Fuße der Gipfelabstürze hemmen
ihr weiteres Vordringen. Über 1900 Meter tritt die Legföhre in ihre Rechte, die sich
infolge ihrer großen Widerstandsfähigkeit bis nahe zu den Gipfeln selbst durchkämpft.
Die Tiefe der Klamm ist ein duftender Blumengarten, in dem ein fröhlicher Bach
um Gesteintrümmer hüpft, und Quellen aus grünen Verstecken hervorschießen. Die Wildniß
von wilder Rebe, rothem Hollunder, Schneeball, Berberitzen, Pfeifenstrauch und Haselnuß
weicht kaum dem schmalen Steg, der über Brückchen, die sich auf Sturzblöcke stützen, führt,
über zusammengefügte Balken, unter überhängenden Felsen durch oder auf mühsam ver-
breiterten Gesimsen. Es gab hier kein Ausweichen, kein Entrinnen. Im Mittelalter hatte
Herzog Stefan in den Klippen der „Vrata" ein Zollamt, zwei kleine in die Felsen gehauene
Forts „Bratar" und „Vratac", deren Reste noch auffindbar sind.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch