Seite - 150 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
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Eypressen überragter Haine sich in der Trebinjeica spiegeln. Ehemals waren die moham-
medanischen Edlen von Trebinje gleich vielen anderen jetzt in der Hercegovina zerstreut
lebenden Familien in Castelnnovo ansässig, und das Volkslied erzählt von den schönen,
weißgesichtigen Türkenfrauen, die auf goldgeschirrten tänzelnden Rossen von dort nach
Trebinje kamen, um Trauben zu pflücken und sich auf den satten Wiesen zu ergehen . . . .
In vielfachen Verzweigungen netzt der Fluß den humusreichen Lehmboden. Knarrend
nnd quickend drehen sich längs der Ufer große Räder, deren mit Zellen versehene Schaufeln
automatisch Wasser schöpfen und es in die Rinnen und Gräben zwischen den Culturen
vertheilen. Hinter einer leichten Bodenwelle tieft sich das vielleicht infolge seiner perio-
dischen Überschwemmungen überaus fruchtbare Mokropolje ein, in dessen Treibhausluft
die feinsten Sorten des berühmten Trebinjer Tabaks gedeihen.
Immer mehr rücken die Bergreihen auseinander und formen sich zu zwei gegen
Nordwest ziehenden Fronten, die den Raum für ein typisches Polje schaffen. Aber die
Humusflächen von Trebinje hören Plötzlich auf, und die steinige unwegsame „Suma"
nimmt von dem Thalboden Besitz. Lockeres, brüchiges Gestein in unregelmäßigen
Haufen, dazwischen Felsspitzen wie Drachenzähne, Dolmen, Einschnitte und schwarze,
grundlose Löcher. Darauf ein dürftiges Gewand von mißhandeltem, knorrigem Eichen-
gestrüpp, über das sich zuweilen Riesenwachholderstauden und verkrüppelte Bäume erheben,
und dazwischen eingesprengt sorgfältig umhegte Tabak-Plantagen. Scheu schleicht sich die
Trebinjeica längs der Nordlehnen hin. Ihr auf dem Felsgrunde klar schäumendes Wasser ist
im Sommer warm und ungenießbar. Es ist ein unbeweglicher, glänzender Streifen, den hie
und da ein kleiner Katarakt unterbricht. Manchmal trocknet er bis auf unzusammenhängende,
Miasmen aushauchende und von Sumpfpflanzen überzogene Tümpel ein. Dichte Hecken
von wilden Granaten, Liguster und dem lichtgrun blühenden, duftenden Teufelsdorn
umsäumen ihn. Der Tanz der Libellen, der silberglänzende Flug der Seemöven sind das
Einzige, was die schwüle Sommerrnhe dieses verwunschenen Edens belebt. Zwischen Berg-
Hang und Flußrand steht gleich einer Spukerscheinung an der ehemaligen Wegkreuzung
noch Ljubinje, die poetische Burg von S t a r o - S l a n o und starrt uns mit erblindeten
Augen an. Die Mauern und Thürme, die terrassenförmigen Schloßgärteu, die stürzenden
Hallen, in denen jetzt das Käuzchen schreit, erzählen von der verschwundenen Pracht, die
ein Resulbegovie dereinst hier hervorgelockt.
Unmerklich senkt sich die Suma, um plötzlich wieder von einem schönen tiefgründigen
Culturboden abgelöst zu werden, dem des Popovopolje, das zur Winterzeit seinen Wasser-
schwall bis an die Suma-Grenze sendet.
Die Zupa Zubci schiebt sich wie ein spitzer Keil zwischen Montenegro, die Krivosije
nnd den dalmatinischen Küstenstrich. Über die Trebinjeica-Eintiesung hinweg wogt der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch