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Wolfes gekrümmten Vuciji-zub culminirt, da stößt dieHereegovina mit derKrivosije und
der Crnagora zusammen. Nur durch eine tiefe Verschneidung getrennt, steht ihm der Ori jen
(1895 Meter) gegenüber, die bedeutendste Erhebung des ganzen Stockes. Wirr ineinander
laufende Schneiden und Kalkrippen verknoten sich zu diesem vielkliHiigen Gipfel, dessen
Schneeflecke auch der Sommersonne trotzen. Ganz nahe an ihn hinauf rückt das hohe Joch,
auf das sich der Cordonweg, von Grab kommend, heraufwindet, um an der Grenzmarke
dem Tümpel „Orijinska Lokva" vorüber in die Zerklüftungen der Krivoßije zu tauchen. Den
Manen des Kronprinzen Rudolf, der 1888 diesen Weg ritt, um den Cordon zu iuspicireu,
ist hier ein Denkmal geweiht, das an dieser Stelle zu einem bedeutungsvollen Zeichen wird:
vom hohen Obelisk lugt der kaiserliche Doppelaar hinab auf die heroische Landschaft, die
er gebändigt. Da liegt der düstere Bergkreis, wie eine Reliefkarte ausgebreitet da, mit
uneinnehmbaren Forts auf allen wichtigen Felsenrücken. Aus weiten, verdämmernden Fernen
drängen Bergreihen.herbei, alle wild gezackt, alle kahl, und die vorderen Reihen des Kreises
stürzen hinab in eine wunderbare Meeresmuschel, in die nie genug gepriesenen Bocche di
Cattaro, das leuchtendste Juwel in dem Landschaftsschmucke derLänderOsterreich-Ungarns.
Der Contrast ist überwältigend; da nuten umschlingt der Süden liebkosend das graue,
morsche Geschiebe des alten, niedergebrochenen, von dem Geist einer großen tragischen
Vergangenheit durchbebten Felsendomes, da lacht der farbenreiche, glückliche Süden. Das
nm die Seoglien wogende blaue Meer, alte Patrizierstädte mit Glockentürmen, Loggien uud
Palazzi, myrtenbestandene Strandhügel, tiefe Buchten, an deren Ufern Palmen und Agaven
prangen, schimmernde Segel, stolze Dampfer, — das ist das Bouquet seiner Herrlichkeiten.
Da hinab eilt, aus dem Zubci-Absall brechend, der Sutorina-Bach. Seinen
einstündigen Lauf zum Meere begleitet ein schmaler, oft kaum einen Kilometer breiter
Streifen hercegovinifchen Gebietes, der letzte Rest der bosnischen Znpa Sntorina, die
dereinst der vom König Stefan Tvrtko gebauten Burg von Castelnuovo Unterthan war.
Das fließende Wasser, die historische Reichsstraße und jetzt auch das neue Bahngeleise, das
unten am Strande angelangt über Jgalo und Castelnuovo weiterläuft, um in der stillen
Bucht von Meljine zu enden, nehmen den schmalen Thalboden in Anspruch. Terrassen-
förmige ummauerte Anlagen, von schwärzlichen Cypressen-Alleen umzogen, mit Ölpslan-
zungen, Weingärten und Orangenbäumen kommen langsam die schöngeformten myrten- und
lorbeerumkränzten Lehnen herab, der Bai von Topla entgegen, in deren Umarmung die
heldenmüthige Hercegovina lächelnd vergeht, von sanftem Wellenschlage, von süßem,
ewigem Frühlingshauche eingelullt in tiefen Frieden.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch