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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22
Seite - 156 -
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156 durch Handel bezogen — merkwürdige Thonwaaren, von welchen zahlreiche, meist zerstückle Proben auf uns gekommen sind. Diese bilden zwei Gruppen: verzierte Thongefäße und kleine plastische Figuren. Die ersteren zeigen in ihren Ornamenten einen Reichthum und eine Mannigfaltigkeit, welche in der jüngeren Steinzeit nicht ganz ohne Beispiel sind. Doch bezeichnen gewisse Thongefäße von Butmir einen sonst unerreichten Höhepunkt neolithischer Keramik durch die Schönheit ihrer Spiralverzierungen. In mehreren untereinander verbundenen Reihen fortlaufende Spiralmotive sind entweder vertieft oder erhaben ausgeführt und erinnern an die besten decorativen Arbeiten aus der mykenischen Culturperiode Griechenlands. Dieses schöne Muster ist für das südliche Europa ägyptischen, für weiter nördlich gelegene Länder griechisch-ägäischen Ursprunges und deutet auf einen fruchtbaren Verkehr zwischen dem Norden und dem Süden der Balkanhalbinsel hin. Denselben Beziehungen dankt wohl auch die zweite keramische Gruppe Butmirs, die der kleinen plastischen Figuren, ihre Entstehung. Noch kein neolithischer Fundplatz der Erde hat eine solche Menge thönerner Statuetten geliefert. Es sind ausnahmslos weibliche, entweder nackt oder in langer Bekleidung gedachte Figuren, die wir wohl als Götzenbilder oder „Idole" ansehen dürfen. Im Schema, sowie in mancher' Einzelheit zeigen sie Verwandtschaft mit mykenischen und ägäischen Figuren aus Thon und Stein, wenngleich hier, sowie bei den Thongefäßen Bemaluug fehlt. Läge Butmir in Griechenland statt in Bosnien, so würde man über das gänzliche Fehlen von Metall erstaunen müssen; aber Niemand würde Anstand nehmen, diesen Fundort mit aller Bestimmtheit der mykenischen Gruppe anzureihen. Die Culturstufe von Butmir wird zweifellos noch öfter im Lande nachgewiesen werden. Eine noch wenig erforschte Ansiedlungsstelle bei Nowi-Seher hat ganz gleiche Steinsachen nnd Topfscherben geliefert. Es gibt aber noch ein zweite, typisch abweichende Gruppe neolithischer Fundstätten in Bosnien, welche aus einer jüngeren Zeit herstammen dürften. Der namhafteste Vertreter dieser Gruppe ist die umwallte steile Anhöhe Debelo brdo,hart am Westrande Sarajevos. Hier zeigen die Steinsachen uud Topsscherbeu zum Theile ganz andere Formen und die Ornamente der Thongefäße andere, auch mit nenen technischen Mitteln hergestellte Ornamente. Die Absiedlung auf dem Debelo brdo ist nicht rein neolithisch, sondern zieht sich, in der jüngeren Steinzeit begründet, durch alle prä- historischen Perioden bis in die. römische Zeit hinein. Diese lange Dauer dankt sie, wie die ganze Gruppe prähistorischer Höhenbesiedlungen in Bosnien und der Hereegovina, ihrer geschützten Lage, durch die sie sich auffallend von dem flachen Butmir unterscheidet. Die Zahl der in unserem Gebiete bisher nachgewiesenen, mehr oder minder ähnlichen, befestigten Wohn- plätze beträgt nahezu ein halbes Tausend. Ihre Befestigungen bestehen in geraden, kreisrunden, elliptischen oder polygonalen Wällen, welche Flächen von oft mehreren Hektaren Ausmaß umschließen oder abschließen. Das Material der Wälle besteht je nach der Bodenbeschaffenheit
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Bosnien und Herzegowina, Band 22
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Bosnien und Herzegowina
Band
22
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1901
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.34 x 22.94 cm
Seiten
536
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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