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darum keineswegs ganz arm an Funden aus der reinen Bronzezeit. Die ältesten Hügel-
gräber auf dem Glasinac reichen in diese Periode, also wohl noch in das zweite Jahrtausend
vor Christo, zurück. Dann stammen aus dieser Zeit verschiedene Depotfunde, d. h. Nester
in der Erde geborgenen Metalles, und Ansiedluugsreste. Die ansehnlichsten Depotfunde
wurden in Podzwizd bei Cazin und am Debelo brdo bei Sarajevo ausgehoben. Sie
bestehen aus Sicheln, Hohlbeilen, Palstäben und dergleichen gegossenen Werkzeugen, deren
Vorkommen sich hier eng an das entsprechende in den nordwestlichen Nachbarländern
anschließt. Die wandernden Händler und Gießer, welche damals Europa durchzogen,
kamen also auch hieher und hinterließen dieselben Spuren einer äußeren Culturgleichheit.
Eine Glanzperiode mit vielen neuen, für das Land charakteristischen Formen ist
dagegen wieder die erste Eisenzeit. Wie in der jüngeren Steinzeit Bntmir, so ragt jetzt,
nur aus einer weit größeren Zahl bekannter Fundstellen, mit einem ausgedehnteren Fund-
terrain und noch viel zahlreicheren Fundstücken der Glasinac dominirend hervor. Unser
Wissen um diese Periode stammt aus tausend und abertausend Grabhügeln aus Stein und
Erde, in welchen anfänglich nur unverbrannte, später verbrannte und noch später, in
römischer Zeit, wieder unverbrannte Leichen beigesetzt wurden. Mit ihrem Beginn reicht
diese Sitte in die Bronzezeit zurück und mit ihrem Ausgang in die römische Kaiserzeit
hinein. Die ungeheure Zahl der auf dem Glasinac erhaltenen Tumuli erklärt sich nicht aus
der einstigen hohen Bevölkerungsziffer, sondern aus der langen Dauer jener Begräbuiß-
sitte und aus den Bodenverhältnissen. Der Glasinac hat nämlich, neben wenigem sterilem
Ackerboden, fast nur Wald und Weideland. Das melancholische Phänomen der Boden-
bedeckung mit zahllosen Grabhügeln ist anderwärts längst vor dem Pslnge verblaßt nnd
verschwunden — hier hat es sich in seiner vollen Reinheit, wie nur noch in manchen Theilen
Rußlands und Sibiriens, bis auf die Gegenwart erhalten.
Die allermeisten Glafinac-Gräber stammen aus dem Zeitraume, welcher in Österreich
und anderwärts „Hallstattperiode" genannt wird. Das ist eine durch die Aufnahme des
Eisens, neuer Proceduren der Bronzetechnik und namentlich neuer, aus dem Süden stam-
mender ornamentalen Formen bereicherte Bronzezeit, eine „Bronze-Eisenzeit", wenn man
so sagen darf. Das Eisen findet ausgedehnte und steigende Verwendung zu Waffen und
Werkzeugen, zu Schwertern, Dolchen, Messern, Beilen, Lanzenspitzen. Aber fast aller
Körperschmuck, alle Schutzwaffen, Metallgefäße und Prnnkgeräthe bestehen aus Bronze,
die man jetzt nicht nur zu gießen und zu ciseliren, sondern auch kunstvoll zu treiben und
nieten versteht. Gold und Silber sind noch verhältnißmäßig spärlich vorhanden.
Die Bronzen vom Glasinac sind von sehr verschiedener Güte. Leicht unterscheidet
man zwei Gruppen, besser gesagt zwei Extreme in der Ausführung, nach welchen die Fund-
masfen gravitiren. Das eine Extrem ist vertreten durch offenbar importirte Arbeiten von
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Bosnien und Herzegowina, Band 22"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Bosnien und Herzegowina, Band 22
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Bosnien und Herzegowina
- Band
- 22
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1901
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.34 x 22.94 cm
- Seiten
- 536
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch